Seit dem Wochenende sorgt der "Spiegel" mit seinem Bericht über Schleichwerbung bei "Wetten, dass..?" für Wirbel. Der "Spiegel" hatte berichtet, dass Thomas Gottschalks Bruder Christoph mit dessen Firma Dolce Media bei Verträgen mit Werbekunden wie DaimlerChrylser oder Solar World, die Preise für Anrufer oder Wettkandidaten stellten, zusätzlich hohe Summen kassierte.  In den Verträgen sei den Kunden auch Mitspracherecht bei der von Gottschalk durchgeführten Moderation zugesichert worden. Inzwischen legten andere Medien mit weiteren Unternehmen wie Teldafax oder E.on nach.

Allein: Verwundern können diese Verträge eigentlich kaum jemanden, der die Sendung in den letzten Jahren unter Gottschalk schon einmal gesehen hat. Auch aufgeschrieben wurden die Beobachtungen in der Vergangenheit schon mehrfach, etwa durch Peer Schader im damaligen FAZ-Fernsehblog oder im "Journalist". Spätestens da hätte man eigentlich erwarten können, dass das Kontrollgremium Fernsehrat sich diese Vorwürfe zumindest mal genauer anschaut.

Doch es sollte bis zum "Spiegel"-Bericht dauern, bis man nun plötzlich aufgeschreckt nach Aufklärung verlangt. Der Fernsehrats-Vorsitzende Ruprecht Polenz kündigte gegenüber "Spiegel Online" an, das Thema in der nächsten Sitzung am 8. März zu behandeln. Schließlich seien "das Gebot der redaktionellen Unabhängigkeit und das Verbot der Schleichwerbung essentielle Grundlagen der Programmarbeit des ZDF".  Auch Politiker anderer Parteien fordern nun ebenso wie der DJV "lückenlose Aufklärung", weil die Glaubwürdigkeit des ZDF in Frage stehe.

Das ZDF betont derweil, selbst kein Geld aus solchen Verträgen erhalten zu haben. Intendant Bellut räumte aber schon im "Spiegel" ein, dass die Praxis nicht ganz glücklich war: "Dass die Markenrechte an 'Wetten, dass..?' in diesem Umfang extern vermarktet wurden, lag auch daran, dass Gottschalk für den Sender damals so wichtig war. Die Vermarktung der Markenrechte und die Akquise von Gewinnspielpreisen aus einer Hand gibt es nach Gottschalk nicht mehr. Es schadet dem Sender, wenn auch nur der Anschein entsteht, dass da nicht sauber agiert würde."