Dass Jan Kühl Freude am Fernsehen hat, musste nicht mehr bewiesen werden. Aber nach so einem starken Jahr 2012 ist auch ein alter Hase wie Kühl, seit über zwanzig Jahren im Vermarktungsgeschäft, geradezu euphorisch bei der Betrachtung der Leistungswerte des eigenen Senders - und das nicht nur bei einigen Kultformaten. Der Geschäftsführer des RTL II-Vermarkters El Cartel Media kann seit Monaten schon Agenturen und Werbekunden steigende Reichweiten über den ganzen Tag verteilt präsentieren.
Während es in der Access- und Primetime an starken neuen Formaten liegt, so hat RTL II in der Daytime allein schon durch den Verzicht auf das Kinderprogramm am Nachmittag bei den 14- bis 49-Jährigen sprunghaft zugelegt. Die gestiegene Gesamtleistung des Senders dokumentiert der Tagesmarktanteil der im Februar bei 6,7 Prozent liegt. Und das Jahr 2013 fing, bei Blick auf die ersten beiden Monate, auch schon besser an als 2012.
Kühl gilt als Diplomat. Er redet überlegt und unaufgeregt. Nicht ohne Grund wurde er als erster Geschäftsführer der Gattungsinitiative Wirkstoff TV bestimmt. Diese grundsätzliche Sachlichkeit sorgt für die nötige Fallhöhe, wenn er beim Präsentieren der aktuellsten Charts und Diagramme in regelrechte Begeisterung ausbricht. Da hält es ihn beim Gespräch auch nicht mehr auf dem Stuhl. Die gute Vorlage der Programmkollegen ist für ihn spürbar eine Erlösung.
Es ist Rückenwind für Kühl, der auch schon wesentlich schwierige Zeiten bei dem RTL II-Vermarkter kannte. Nach Jahren der Sinnsuche des Senders liefern ihm die Programmkollegen endlich eine Steilvorlage für die Vermarktung. Neben der sich stetig entwickelnden Daytime legt er ein besonderes Augenmerk auf "Berlin - Tag & Nacht" und inzwischen auch den Ableger "Köln 50667". Hier hat RTL II gleich zwei Mythen widerlegt. Dass Fernsehen die sehr jungen Zuschauerschaft nicht mehr erreichen könne und das Web eine Konkurrenz für das Fernsehen sei.
Der Social Media-Erfolg der beiden Soaps ist eher ein Grund für den Erfolg im TV - besonders beim sehr jungen Publikum. Das ist ein Punkt um den ihn, inzwischen sogar ganz offen, einige Wettbewerber beneiden. Doch was nach großer Chance klingt, ist jedoch eine nicht mindergroße Herausforderung. Denn die gestiegenen Reichweiten müssen jetzt auch monetarisiert werden. Sie sind ja schließlich kein Selbstzweck. Mit einem Jahr Verzögerung wird sich also auch Kühl messen lassen müssen.