Bei der Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises am Freitagabend ist das ZDF der große Gewinner: Gleich fünf Mal gibt es Blaue Panther für Formate bzw. Personen des ZDF, deutlich mehr als für jeden anderen Sender. Guido Knopp, der sich erst kürzlich als Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte verabschiedet hat, wurde noch einmal für sein Abschieds-Projekt "Weltenbrand" ausgezeichnet. Ausdrücklich heißt es in der Begründung, dass man mit dem Preis "aus Anlass seines Ausscheidens in den Ruhestand an seine großen geschichtlichen Darstellungen im Fernsehen und seine prägende Gesamtleistung" erinnern wolle.
Auch Oliver Welke darf für seine "heute-show"-Moderation mit dem Blauen Panther eine weitere Trophäe mit nach Hause nehmen. In der Begründung der Jury heißt es, die "heute-show" habe sich "in wenigen Jahren als neues Genre - eine Art von News- oder Politcomedy - etabliert". Oliver Welke sei dabei besonders herausragend: "Er führt durch diese Sendung mit einer ansteckenden Lust und schafft es, dass selbst die böseste Satire nie wirklich böse ist, und er lehrt uns Zuschauer eine neue Möglichkeit, Fernsehen wahrzunehmen: Das Staunen, von fasziniert bis fassungslos", so die Jury-Begründung.
Doch auch im fiktionalen Bereich setzte das ZDF in diesem Jahr Highlights, unter anderem mit dem Dreiteiler "Unsere Mütter, Unsere Väter". Einen Sonderpreis gibt es hier für das Schauspieler-Ensemble aus Katharina Schüttler, Miriam Stein, Volker Bruch, Tom Schilling und Ludwig Trepte. Jeder einzelne von ihnen besteche durch "ein hohes Maß an Authentizität, Emotionalität und Sensibilität", gemeinsam würden sie "einen eindrucksvollen Nachweis für die Qualität dieser Schauspielergeneration" liefern. Der Nachwuchsförderpreis ging an Alicia von Rittberg, ebenfalls für eine Rolle in einer ZDF-Produktion, genauer gesagt "Und alle haben geschwiegen". Sebastian Dehnhardt, Manfred Oldenburg, und Jobst Knigge als Autoren und Regisseure der Doku "Drei Leben: Axel Springer" ausgezeichnet. Und Robert Atzorn als bester Schauspieler in einem Film für seine Rolle in "Der Fall Jakob Metzler".
Die anderen Schaupieler-Kategorien gingen an Kollegen, die für die ARD vor der Kamera standen. Als beste Schauspielerin in Serien/Reihen wurde Caroline Peters für ihre Rolle der Sophie Haas, die als Polizistin ins Eifel-Kaff Hengasch versetzt wird, ausgezeichnet. Der Preis für den besten Schauspieler in Serien/Reihen ging an Charly Hübner für seine Rolle im "Polizeiruf 110 - Fischerkrieg", einen Preis bekam zudem Nadja Uhl, die sowohl für ihre Rolle in "Der Turm", als auch "Operation Zucker" nominiert war. Außerdem erhielt auch Dennis Scheck, Moderator der Literatursendung "Druckfrisch", einen Blauen Panther. "Die Filmsprache der Sendung ist heute noch so modern und überraschend wie am ersten Tag. Schecks eigenwillige, betont meinungsfreudige Präsentation macht ihn zu einem Solitär im deutschen Kulturfernsehen", so die Jury.
Aber nicht nur bei ARD und ZDF wird die Freude am heutigen Abend groß sein, mindestens ebenso dürfte man sich bei Sendern freuen, die auf den Preisträger-Listen noch nicht ganz so heimisch sind. So erhält etwa TNT Serie für einen Bayerischen Fernsehpreis für "Add a friend" und wird damit erneut belohnt, den Schritt zu fiktionalen Eigenproduktionen gewagt zu haben. "Die Innovation von 'Add a Friend' sind die durch Webcams geführten Gespräche und Internetunterhaltungen, gleichsam 'virtuelle Kammerspiele' auf begrenztem Raum, die Raum und Zeit entgrenzen", fasst die Jury zusammen. Auch Vox geht weiter für einen Privatsender ungewöhnliche Wege, indem man den Samstagabend großflächig für Dokumentationen freiräumt. Für das von Süddeutsche TV produzierte "Unschuldig im Gefängnis - Justizopfer und ihr Kampf gegen Fehlurteile" gab es nun einen Bayerischen Fernsehpreis für Autor Frank Rudnick. "Hochkarätige Sendungen wie diese sind der Grund dafür, dass Dokumentationen auch in Zukunft fester Bestandteil des VOX-Programms sein werden", freut sich Vox-Chefredakteur Kai Sturm.
"Dieses innovative Format steht für eine neue Dokutainment-Farbe und ist auf spannende und unterhaltsame Weise nah an der Lebenswirklichkeit der Zuschauer." Die Rede ist hier von der von MME für RTL produzierten Dokusoap "Undercover Boss", die die Jury ebenfalls für auszeichnungswürdig befand. Hier geht der Blaue Panther an Executive Producer Arne Kreutzfeld. Sat.1-Produktionen kommen auf zwei Auszeichnungen. Jochen Alexander Freydank erhält einen Preis für die Regie der Tragikkomödie "Und weg bist du". "Der ständige Wechsel vom Drama zur Komödie, vom Slapstick bis hin zur ergreifenden Liebeszene ist eine außergewöhnliche Leistung", begründet die Jury. Gewürdigt wurde auch die Event-Produktion "Die Tore der Welt", die Nachfolgeproduktion von "Die Säulen der Erde". Rola Bauer habe damit "zum wiederholten Mal ihre Sonderstellung als Produzentin internationaler TV-Events unter Beweis gestellt". Sie habe das Vertrauen von Ken Follett gewonnen, gemeinsam mit Ridley Scotts Firma die Drehbücher zur Produktionsreife gebracht, Fernsehpartner in vier Ländern frühzeitig als Partner gewonnen und namhaften deutschen Darstellern die Möglichkeit gegeben, sich in einer englischsprachigen Produktion zu präsentieren. "Eine außerordentliche Produzentenleistung", lobt die Jury.
Der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten für ihr Lebenswerk ging an Ruth Maria Kubitschek. "Kaum jemand ist im deutschen Fernsehen seit fast fünfzig Jahren so dauerhaft präsent und bei den Zuschauern so gleichbleibend beliebt wie Ruth Maria Kubitschek", begründet die Jury. "Das Fernsehpublikum liebt sie für ihren Stil, ihre Haltung und ihre Grandezza, die sie ihren zahllosen Rollen stets zu verleihen versteht." Ministerpräsident Seehofer: "Für uns in Bayern ist diese Ikone des deutschen Fernsehens besonders unvergessen in ihrer Paraderolle im ‚Monaco Franze‘. Als ‚Spatzl‘ hat sie eine bayerische Kultfigur geschaffen und damit der Münchner Lebensart ein Denkmal gesetzt."