Über 1200 Programm-Halbstünder landen im Rahmen des Deals bis 2020 im deutschen FreeTV exklusiv bei Super RTL. Für den Sender ist das eine der drei Antworten auf den Ende des Jahres auslaufenden Programmzuliefervertrag mit Disney. Bis letztes Jahr machte die Ware vom eigenen Gesellschafter noch 30 Prozent des Daytime-Programms aus. Seit dem Bekanntwerden der neuen FreeTV-Ambitionen von Disney in Deutschland wurde das schon strategisch gesenkt - auf aktuell knapp 15 Prozent. Doch nicht nur Dreamworks Animation soll die Lücke füllen, die Disney hinterlässt. Mit gezieltem Cherrypicking geht Super RTL derzeit auf Einkaufstour und schließt mit kleineren Partnern und Kreativen einzelne Development Deals ab. Genügend Programmbudget wird ja frei: Die bislang gezeigten Disney-Programme gab es schließlich nicht umsonst. Das Geld wird jetzt mit neuer Strategie investiert: Freie Wahl statt Abnahmepflicht ist da das Motto. Und am Vorabend will Super RTL die Magazin-Produktion rund um das Thema Wissen nach oben fahren. Zunächst am Wochenende, ab 2014 auch werktags. Für den Ausbau der Eigenproduktionen verstärkt der Sender gerade sein Moderationsteam.



In der Primetime bleiben Super RTL einige Disney- bzw. ABC-Programme ohnehin erhalten: Hier greift der Familiensender auf den Output-Deal der Mediengruppe RTL Deutschland mit Disney zurück. Die Märchenserie "Once upon a time" kam über diesen Weg zu Super RTL. Höchst wahrscheinlich, wenn auch noch nicht bestätigt, ist damit auch, dass das gerade in Los Angeles vorgestellte SpinOff "Once upon a time in Wonderland" dort laufen wird. Durch die Eiszeit mit Disney, die niemand offen so benennen würde und doch so wahrgenommen wird, orientiert sich Super RTL in der Primetime künftig stärker an den Programmen, die die Mediengruppe RTL Deutschland zuliefern kann. Darunter fällt zum Beispiel schon die diese Woche startende Serie "Royal Pains", die der Sender wie auch schon "Dallas" vom großen Bruder geerbt hat. Von einem "Weckruf für die Primetime" spricht Super RTL-Programmdirektor Carsten Göttel. Mehr Serien, mehr Drama - mit Fokus auf dem überwiegend weiblichen Publikum.

Geschäftsführer Claude Schmit macht sich beim Primetime-Programm mit Blick auf den Werbemarkt keine Illusionen: "In der Primetime bleiben wir ein Optimierungssender." Das große Geld verdient Super RTL als Marktführer im Kinderfernsehen und auf diesem Werbemarkt befürchten die Kölner eine Rabattschlacht, wenn der frei empfangbare Disney Channel zum Sendestart mit aggressivem Pricing startet, um die Werbeblöcke voll zu kriegen. "Wir werden trotzdem gut verdienen", ist sich Schmit sicher. Ob es noch einmal wie 2011 zu einem stolzen Gewinn von 35,9 Millionen Euro vor Steuern reichen wird, darf man als Beobachter bezweifeln. 2014 wird ein harter Kampf auf dem Markt für Kinderfernsehen. Eine Situation, die man bei Super RTL erfrischend offen analysiert. Ob man die richtigen Schlussfolgerungen gezogen hat, wird sich noch herausstellen. Zähne zeigen wird definitiv nicht reichen. Aber in Los Angeles hat Super RTL mit dem Dreamworks-Deal gezeigt: Man ist auch gewillt, zuzubeißen.