Ehemalige RTL-Chefs irritiert über Kurs der Unternehmensspitze

Foto: RTL„Gerhard Zeiler und Marc Conrad haben gemeinsam die Entscheidung getroffen, die Zusammenarbeit in der jetzigen Form nicht fortzuführen.“ – so verkündeten die PR-Profis von RTL am vergangenen Donnerstag um 10.47 Uhr die Entlassung des neuen und die Rückkehr des alten RTL-Geschäftsführers. Wie „Der Spiegel“ berichtet, ist noch nie ein Chef eines Unternehmens dieser Größenordnung so schnell gefeuert worden. Völlig verwundert über das abrupte Ende seiner Amtszeit zeigt sich Marc Conrad in dem Hamburger Nachrichtenmagazin selbst. Von einer „gemeinsamen Entscheidung“ will er nichts wissen.

Auf notwendige Kurskorrekturen sei er zu keiner Zeit aufmerksam gemacht worden: "Eine Vorwarnung hat es nicht gegeben", betonte Conrad. Was schief gelaufen ist, wisse er nicht, er suche selbst nach Antworten. Traurig sei er, sagte Conrad weiter, dass ihm nicht die Gelegenheit gegeben worden sei zu zeigen, wie weit die Vorbereitungen für eine grundlegende Programmrenovierung bereits gewesen seien. Warum Gerhard Zeiler „sich das alles völlig anders vorgestellt hat“, kann Conrad nicht nachvollziehen: Er habe Zeiler in diesem Jahr nur zweimal gesehen, über Programmentscheidungen habe man nicht gesprochen.

Seine konkreten Pläne hätte er Zeiler aber jederzeit offen gelegt: "Der Gerhard Zeiler hätte mich doch nur danach fragen brauchen, ich hätte ihm das alles zeigen können." Zugleich wehrt sich Conrad gegen die Vorwürfe, er habe zu langsam gearbeitet: "Wenn das jemand schneller kann als ich, dann ist er entweder ein Fernsehgott oder ein Blender“. Dem Münchner Nachrichtenmagazin „Focus“ sagte Conrad zudem, dass ein unüberlegter, zu schneller Kurswechsel ein Fehler gewesen wäre.

Foto: DWDLHelmut Thoma, der von 1984 bis 1998 die Marke RTL als Geschäftsführer maßgeblich prägte, kritisierte Gerhard Zeiler unterdessen in einem Interview mit „Spiegel Online“ in einem ungewöhnlich scharfen Ton. Der 65-jährige Vor-Vorgänger von Marc Conrad sagte über Zeiler, dass er „überhaupt keine Ahnung vom Fernsehen“ habe. Nach seinem Eindruck müsse Conrad bei seinem Amtsantritt "sehr erschrocken" gewesen sein "vor dem, was er bei RTL vorgefunden hat", nämlich "schlicht und einfach gar nichts. Dort ist drei, vier Jahre praktisch nichts passiert." 

Seine Kritik richte sich "ausschließlich" gegen Gerhard Zeiler, betonte Thoma. Dieser habe "inhaltlich noch nie etwas getan". RTL brauche stattdessen jemanden wie Conrad, der ausgewiesenermaßen etwas von Programmen verstehe, fügte Thoma in einem Interview mit der „Netzeitung“ hinzu. Wie Conrad selbst kritisierte auch Thoma, dass man in 103 Tagen nicht viel bewegen könne.