Das Comeback der Österreicher: Andorfer wieder RTL II-Chef

Mit richterlicher Hilfe ist Josef Andorfer bereits seit Mittwoch vorerst wieder Chef bei RTL II, wie am Donnerstagnachmittag erst bekannt bekannt wurde. Das Landgericht München erließ eine einstweilige Verfügung gegen den von den Hauptgesellschaftern RTL Group, Bauer Verlag und Tele München Gruppe am 1. Februar beschlossenen Rauswurf Andorfers.

Andorfer war gegen die Entlassung gerichtlich vorgegangen und hat, angesichts der nun ausgesprochenen einstweiligen Verfügung, Erfolg gehabt. Der Gegenpartei, den drei RTL II-Hauptgesellschaftern, droht nun eine Strafe von angeblich 400.000 Euro, falls sie bis zur Eröffnung des Hauptverfahrens gegen diese Anordnung verstoßen sollte. Auf welchem Stuhl im Sender Andorfer jetzt jedoch Platz nehmen soll, war am Donnerstagabend unklar.

"Ich werde mich wieder voll und ganz für RTL II einsetzen"

Ein Sprecher des Bauer Verlags betont auf Presse-Anfrage, dass Andorfer nach der Verfügung angeblich nicht wieder Geschäftsführer sei und der von den drei Hauptgesellschaftern eingesetzte Jochen Starke weiterhin diesen Posten besetze. Ein von Andorfers Anwalt Martin Diller verbreitetes Statement widerspricht dem allerdings.

Demnach gibt sich Andorfer selbstbewusst wieder als Lenker und Denker von RTL II: "Ich werde mich wieder voll und ganz für RTL II einsetzen. Gerade jetzt, wo das Ende der fünften und der Start der neuen Staffel von Big Brother in die entscheidende Phase treten, sind wesentliche Programmweichen zu stellen."

"Streit hatte Andorfer mit den Gesellschaftern, nicht mit uns"

Andorfer ist seit Donnerstag jedenfalls wieder präsent bei RTL II. Nach DWDL-Informationen betrat er am frühen Nachmittag das Gebäude des Senders. Entgegen angeblichen Anweisungen der Gesellschaftern an die RTL II-Mitarbeiter, nicht mit Andorfer zu sprechen, kam dabei durchaus zu normalen Gesprächen, wie DWDL erfuhr. Falsch sind demnach auch Berichte über verschlossene Türen und eine bedrückte Stimmung. "Streit hatte Andorfer mit den Gesellschaftern, nicht mit uns", so ein Mitarbeiter gegenüber DWDL.

Die Entlassung Andorfers vor gut drei Wochen hatte lediglich der mit Abstand kleinste der insgesamt vier Gesellschafter bemängelt: Der Burda-Verlag, mit 1,1 Prozent an RTL II beteiligt, übte öffentlich Kritik an der Absetzung Andorfers. In Person äußerte sich "Focus"-Chefredakteur Helmut Markwort, der Burda bei RTL II vertritt, in einem Zeitungsinterview. Er bemängelte, dass Andorfer Unrecht geschehe, er diffamiert werde und dem Sender dadurch Schaden entstünde.

Andorfer: Erfolgreich aber unbeliebt

Bereits Wochen vor der jetzt vorläufig rückgängig gemachten Entlassung wurde über eine Ablösung Andorfers spekuliert, da dieser trotz Rekordmarktanteilen und hoher Rentablilität des Senders bei den Gesellschaftern in Ungnade gefallen war. So beschwerte sich Herbert Kloiber, Chef der Tele München Gruppe als einem der RTL II-Gesellschafter, dass zu wenige der von ihm zur Verfügung gestellten Filme und Serien gesendet würden.

Bei der RTL Group machte sich Andorfer bereits vor längerer Zeit mit der Entscheidung unbeliebt gemacht, sein Programm künftig selbst mit der Tochterfirma El Cartel Media zu vermarkten anstatt dies weiter vom Werbezeitenverkäufer IP Deutschland besorgen zu lassen, der zentral die Vermarktung aller Sender der RTL-Group übernimmt.