"Verliebt in Berlin": SAT.1 plant Magazin rund um Telenovela

Logo: SAT.1Mit über vier Millionen Zuschauer durchbrachen die Geschichten rund um das Mauerblümchen Lisa Plenske in der vergangenen Woche eine magische Schallmauer: Zusammen mit über 20 Prozent Marktanteil bei den werberelevanten 14- bis 49-Jährigen wird die neue SAT.1-Telenovela damit selbst dem RTL-Dino „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“ gefährlich, der bislang als sicherste und reichweitenstärkste tägliche Sendung beim jungen Publikum gilt.

Dementsprechend beliebt sind die Werbespots in der bislang einzigen Werbeunterbrechung des der neuen Telenovela: „Wir sind zu 100 Prozent und mehr ausgebucht“, freut sich SAT.1-Sprecherin Kristina Faßler und verrät: Ab dem kommenden Montag werden die Spotpreise bei „Verliebt in Berlin“ deutlich angehoben. Vor dem Start wurde das Pricing der Spots anhand einer erwarteten Zielgruppen-Reichweite von 12-13 Prozent festgelegt. Ab dem 21. März wird das Pricing „dem Zuschauererfolg angepasst“ und orientiert sich damit an 20 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe.

Über eine zweite Werbeunterbrechung will Faßler noch nicht sprechen: „Wir sind gerade erst einmal zwei Wochen auf Sendung, warten wir ab“. Bewusst ist sie sich, dass sich das Format erst einmal auf Dauer bewähren muss, auch ohne die enorme Promotion die der Berliner Sender zum Start gefahren hatte. Zweifel daran hat sie aber nicht: „Ein neues Format kann nicht immer gelingen, aber diesmal sind wir mit dem richtigen Format zur richtigen  Zeit gekommen.“

Bild: Sat.1/Andre KowalskiÄhnlich wie die Bollywood-Filme bei RTL II setzt auch die neue „Telenovela“ auf eine überschaubare und mehr oder weniger heile Welt. „Wer tagsüber Stress im Job hatte, will abends nicht noch mehr schlechte Laune“, so Faßler zum „Gute Laune“-Erfolg der Serie. Bei „Verliebt in Berlin“ würden Krisen nicht ausgespart, aber anders behandelt. Es gehe um die „letztendlich immer positive Bewältigung“ von Problemen. Ein Fernsehmärchen also.

Angesichts der Schwemme an vermeintlichen Real-Dokus wie dem nachfolgenden „K11“ und den von Laiendarstellern bestrittenen Courtshows ist der allgemein unter latentem Qualitätsentzug leidende deutsche Fernsehzuschauer aber immerhin schon glücklich, dass „Verliebt in Berlin“ nicht mehr sein will als es ist: Eine in sich abgeschlossene tägliche Romanze die laut Faßler „ans Herz gehen soll.“

Das tut sie offensichtlich sehr erfolgreich: Neben starken Quoten, von denen selbst SAT.1-Chef Roger Schawinski im Vorfeld nicht geträumt haben dürfte, beginnt bereits der für tägliche Serien wichtige Fankult: Laut Faßler wurden bei eBay schon eben die gewöhnungsbedürftigen Brillen versteigert, die Hauptdarstellerin Alexandra Neldel derzeit in ihrer Rolle noch ins hässliche Entlein verwandelt.

SAT.1 sieht sich durch den Erfolg vor völlig neuen Aufgaben: Die erfolgreiche Vermarktung eines täglichen Formates war bei SAT.1 bislang nie nötig, schlicht weil beide Versuche eine DailySoap am Vorabend zu installieren, gnadenlos scheiterten. Sobald die Produktionsroutine diesmal rund läuft und die Promotion zum Start der Serie abgeklungen ist, will man beim Berliner Sender an neue Varianten der Vermarktung denken. Faßler spricht dabei von „Merchandising-Artikeln und anderen Formen“.

Ähnlich wie RTL am Samstagvormittag die Wiederholungen der „GZSZ“-Folgen mit einem Rahmenprogramm für Fans gestaltet, will offenbar auch SAT.1 ein Fanmagazin starten. Sendersprecherin Faßler hält die Idee eines Fanmagazins für „sehr spannend“. Dementieren könne sie diese Idee nicht. Denkbar sei so etwas laut Faßler im Wochenendprogramm – eben wie bei RTL auch.

Amüsiert hätte man die Reaktion der Konkurrenz verfolgt: RTL zog sein Boulevardmagazin „Explosiv“ als Reaktion auf den Start der Serie um einige Minuten vor, um potientielle Zuschauer vor dem Start von „Verliebt in Berlin“ abzufangen. Ob man bei SAT.1 bereits den Sekt für den Fall kalt gestellt hat, dass die Telenovela auch „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“ überrundet? „Spaß hätten wir sicher“, schmunzelt Faßler und gibt sich gleich dezent bescheiden: „Wir hatten aber auch schon bei 20 Prozent Marktanteil Grund zum Feiern.“