Nächtliche Ruhestörung mal anders: Eigentlich wollte Markus Lanz am Mittwochabend mit Gästen wie Giovanni Trapattoni, Thomas Strunz und Hajo Schumacher über die Champions League sprechen, doch plötzlich wurde es im Hamburger Studio des ZDF-Talkers zu später Stunde noch einmal richtig laut. Das lag jedoch nicht an der Diskussion, sondern vor allem an zwei spärlich bekleideten Frauen, die das Studio in bester Femen-Manier betraten - die Brüste als blutige Fußbälle bemalt. Ununterbrochen riefen sie die Worte "Boykott - FIFA - Mafia", während weitere Personen im Hintergrund kleine Plakate in die Höhe hielten.
"Blut und Spiele" war auf dem Bauch einer der protestierenden Damen zu lesen, eine andere forderte: "Don't play with human rights". Lanz sah sich das bunte Treiben eine Weile an und griff erst ein, als mehrere Mitarbeiter des Teams eine der Damen von der Bühne zerrten. "Nicht rausschmeißen", forderte Lanz - und gab einem der jungen Herren daraufhin die Gelegenheit, sein Anliegen vor einem Millionenpublikum loszuwerden. Mit dem Protest wolle man darauf hinweisen, dass die Stadion-Arbeiter im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar wie Sklaven behandelt würden, erklärte dieser. Die FIFA solle Druck ausüben und "die WM nicht in einem solchen Land stattfinden lassen", so die Forderung.
Es war nicht der erste Protest während einer Fernsehsendung. Frank Elstner hatte einst während einer "Wetten, dass..?"-Ausgabe in den 80er Jahren in ähnlicher Weise Umweltaktivisten das Wort erteilt, die sich für den Erhalt der Donau-Auen einsetzten. 1994 entfalteten zwei Umweltschützer ein Transparent an der Hallendecke. Moderator Thomas Gottschalk reagierte damals souverän und fragte, ob die Herren schon länger da oben gesessen hätten. "Stellt euch mal vor, die hätten mir auf den Kopf gespuckt", so der Moderator damals.
Zehn Jahre später rief Gottschalk einem anderen Störer zu, er werde nicht aufhören zu quatschen, so lange dieser auch nicht damit aufhöre. "Und im Gegensatz zu dir habe ich ein Mikrofon", scherzte Gottschalk damals. Und auch Günther Jauch hatte im Mai 2012 während seiner ARD-Talkshow einen Live-Protest - und bat in Elstner-Manier darum: "Bitte nicht rausschmeißen." Nun hat also auch Markus Lanz seinen persönlichen Protest-Moment während einer Live-Sendung erlebt. Der Moderator meisterte ihn souverän - nur am Übergang zur Talkrunde sollte Lanz womöglich doch noch etwas feilen. "Botschaft ist angekommen", sagte er und fügte kurz danach hinzu: "Jetzt machen wir uns aber einen schönen Abend."