Ove Saffe, Geschäftsführer der "Spiegel"-Gruppe, gibt sich in Interviews, die zum Beginn der neuen Woche in der "Süddeutschen Zeitung" und in "Werben & Verkaufen" erschienen, optimistisch. Auch wenn die Auflage des "Spiegel" unter Druck sei, verweist er darauf, dass die Reichweite über alle Medien hinweg nie so groß gewesen sei wie derzeit. "Die Wahrnehmung der Marke Spiegel nimmt zu", so Saffe. Zwölf Millionen Menschen würden derzeit pro Monat "Spiegel"-Inhalte nutzen, vor drei Jahren seien es weniger als zehn Millionen gewesen. Auch Hubert Burdas Prognose, dass man allein mit Qualitätsjournalismus nicht mehr überleben könne, wies er zurück: "Nur weil sich etliche journalistische Angebote im Netz nicht rechnen, steht nicht schon fest, dass sich keines rechnet", so Saffe gegenüber "w&v" und verweist auf die schwarzen Zahlen von "Spiegel Online". "Wir leben in einer der besten Zeiten für guten Journalismus."
Trotzdem sieht man auch beim "Spiegel" nun Änderungsbedarf. Zum Einen wird der gedruckte Spiegel" ab 5. Mai in überarbeiteter Form erscheinen. Saffe spricht von "moderaten" Änderungen. "Es verändert sich in vielen Kleinigkeiten, ohne das Heft als großes Ganzes zu verändern", so Saffe in "w&v". Erneuert werde das Inhaltsverzeichnis, auf dem Cover werden dezent zusätzliche Themen angerissen, der Satzspiegel werde größer. "Moderner, klarer, übersichtlicher", solle der "Spiegel" damit werden. Durch den Wechsel des Erscheinungstags von Montag auf Samstag solle der "Spiegel" dann ab 2015 zudem aktueller werden, da der Redaktionsschluss 24 Stunden näher an den Erscheinungstermin heranrücke. Vor allem wolle man damit aber "den Gewohnheiten unserer Leser entgegenkommen", so Saffe in der "SZ". Zudem spare man mit der Umstellung des Druckverfahrens trotz höherer Logistikkosten durch die Umstellung auf Samstag "unter dem Strich eine relevante Summe". Sparen werde aber auch künftig" nicht unsere erste Disziplin sein", so Saffe weiter.
Gegenüber "w&v" kündigt Saffe zudem an, dass die Redaktion derzeit neue Formate teste. "Sie denkt beispielsweise über ein neues Meinungskonzept nach." Verbessert werden soll aber vor allem die digitale Version des "Spiegel". Saffe: "Wir wollen die journalistische Arbeit für den Leser transparanter machen, indem wir dem digitalen 'Spiegel' zum Beispiel exklusiv einen Quellenteil mit vertiefenden und weiterführenden Informationen zu einzelnen Geschichten beigeben." Zudem sollen im digitalen "Spiegel" künftig Artikel im Laufe der Woche aktualisiert oder gar Geschichten komplett neu aufgenommen werden, sofern es die Aktualität erfordere.
Alle Geschichten des "Spiegel" sollen zudem künftig auf "Spiegel Online" auftauchen, "und zwar dort, wo sie thematisch hinpassen", so Saffe. Zwar soll "Spiegel Online" weiter frei zugänglich bleiben, für "Spiegel"-Geschichten muss man aber zahlen. Eine "harte Paywall" werde es aber nicht geben. "Um einen Text aus dem digitalen "Spiegel" lesen zu können, wird es reichen, sich zunächst zu registrieren. Wer die 'Spiegel'-Inhalte dann aber auf Dauer nutzen will, muss das digitalen Heft kaufen oder abonnieren." Wer Abonnent wird, werde zudem auch Zugriff auf "ein umfangreiches digitales Serviceangebot, wie es zurzeit im Haus erarbeitet wird", haben. Dass man einzelne Artikel kaufen kann, ist hingegen nicht vorgesehen.
Wie erwähnt soll "Spiegel Online" an sich aber weiter kostenlos und somit werbefinanziert bleiben. Problematisch ist allerdings, dass nach Angaben Saffes zwar 30 Prozent der Nutzer inzwischen mobil auf das Angebot zugreifen, aber so nur fünf Prozent der Werbeeinnahmen generiert werden. Das viel diskutierte "Native Advertising" will Saffe gegenübe "w&v" daher auch nicht ausschließen. Er halte es "grundsätzlich für eine sinnvolle Angebotsform, und wir prüfen zurzeit, welche Möglichkeiten es für unsere Marken 'Spiegel' und 'Manager-Magazin' gibt, gerade im Bereich von mobilen Endgeräten." Allgemein gibt sich Saffe gegenüber der "SZ" zuversichtlich, die mobilen Werbeumsätze deutlich steigern zu können: "Auch hier gilt die Regel: Wo die Nutzer sind, dahin folgt die Werbung."