Spielerinterviews nach einem Fußballspiel sind selten ergiebig, doch nach der mitunter schwachen Vorstellung der deutschen Nationalmannschaft im WM-Achtelfinalspiel gegen Algerien war kritisches Nachfragen durchaus angesagt - so gesehen kann man ZDF-Reporter Boris Büchler wahrlich keinen Vorwurf machen. Denn anders als bei den Gesprächen von Nationalmannschafts-Reporterin Katrin Müller-Hohenstein, die gerne mal gemeinsam mit Lukas Podolski die Füße in den Pool hängen lässt oder Flip-Flops unters Team bringt, legte er zurecht den Finger in die Wunde.

Verteidiger Per Mertesacker schien davon allerdings ziemlich überrascht gewesen zu sein und gab sich nach Abpfiff beim Interview mit Büchler verschnupft. Auf die berechtigte Frage, was das deutsche Spiel so schwerfällig und anfällig gemacht hat, antwortete Mertesacker in bester Jürgen-Klopp-Manier: "Das ist mir völlig wurscht. Wir sind jetzt unter den letzten Acht und das zählt." Büchler ließ jedoch nicht locker und tat, was man zuletzt häufig bei der WM-Berichterstattung vermisste - er hakte nach. "Aber das kann ja nicht das Niveau sein, was sie sich vorher ausgerechnet haben", sagte Büchnler. Und: "Wenn man jetzt ins Viertelfinale einzieht, das muss sich noch steigern muss, das dürfte auch Ihnen klar sein."

Da platzte es erneut aus Mertesacker heraus. "Was wollen Sie jetzt von mir? Was wollen Sie jetzt, so kurz nach dem Spiel? Das kann ich nicht verstehen." Später fragte Mertesacker den Reporter: "Glauben Sie, hier ist unter den letzten 16 irgendwie eine Karnevalstruppe, oder was? Die haben es uns hier richtig schwer gemacht über 120 Minuten und wir haben gekämpft bis zum Ende und haben dann überzeugt, besonders in der Verlängerung."

Doch das Interview war an dieser Stelle noch immer nicht überstanden. Boris Büchler attestierte der Elf zwar einen "absoluten Kraftakt" und "eine Energieleistung", versuchte schließlich aber doch nochmal sein Glück: "Glauben Sie, dass jetzt irgendwann noch dieser Wow-Effekt kommt so wie bei der WM 2010 zum Beispiel, dass es auch spielerisch besser läuft?" Auf einen kurzen Moment der Stille folgte Mertesackers Antwort: "Watt woll'n se?", blaffte der Nationalspieler. "Wollen Sie eine erfolgreiche WM oder sollen wir wieder ausscheiden und haben schön gespielt? Also ich verstehe die ganze Fragerei nicht." Gut möglich, dass er sie nach all den Nettigkeiten der vergangenen Wochen auch einfach nicht mehr gewohnt ist.

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