Dass Tom Buhrow den Ernst der Lage erkannt ist, dürfte jedem klar gewesen sein, als der frisch gewählte WDR-Intendant schon im vorigen Jahr betonte, einen "gigantischen strukturellen Abgrund" ausgemacht zu haben. Mitte Juni folgte schließlich die Ankündigung, bis zum Jahr 2020 insgesamt 500 Planstellen abbauen zu wollen. "Der Stellenabbau ist eine schmerzhafte, aber zwingende Entscheidung. Nur so bleiben wir aus eigener Kraft handlungsfähig und können den WDR steuern", erklärte Buhrow, der zugleich die Rückendeckung von Rundfunk- und Verwaltungsrat erhielt.

Dass der WDR - immerhin einer der größten Sender Europas - ausgerechnet an der lokalen Berichterstattung sparen will, ist nun jedoch eine neue Qualität. In Köln kündigte Fernsehchef Jörg Schönenborn an, ab dem kommenden Jahr die Samstags-Ausgaben der "Lokalzeit" streichen zu wollen. Am Sonntag leistet sich das WDR Fernsehen schon jetzt keine Berichterstattung aus den elf Landesstudios - künftig wird also der Fünf-Tage-Betrieb eingeführt. Ersatz soll es in Form der landesweit einheitlichen "Lokalzeit Weekend" geben, deren Schwerpunkt einem Bericht von "DerWesten" zufolge auf Servicethemen liegen soll und so gesehen also eher einer "Servicezeit Weekend" gleichen dürfte. Vom WDR heißt es, die Sendung werde "verstärkt über das Wochenend- und Freizeitgefühl im Land berichten".

Würde man die Samstags-Ausgaben der "Lokalzeit" nicht streichen, hätte im Gegenzug die Zahl der Studios reduziert werden müssen, betonte Schönenborn. Der WDR lässt sich die "Lokalzeit" bislang jährlich 60 Millionen Euro kosten - eine zweifelsohne hohe Investition, die jedoch auch Abend für Abend mit hohen Zuschauerzahlen belohnt wird. Im vergangenen Jahr verzeichneten die "Lokalzeiten" im WDR-Sendegebiet einen durchschnittlichen Marktanteil von 26,0 Prozent. Es darf also zumindest die Frage erlaubt sein, ob der WDR hier an der richtigen Stelle spart.

Doch die Sparmaßnahmen treffen nicht nur die lokale Berichterstattung. Auch für Talkshows möchte der Sender künftig weniger Geld ausgeben. Das bekommt vor allem Frank Plasberg zu spüren, dessen Sendung "Plasberg persönlich" zum Jahresende eingestellt wird. Darüber hinaus fällt auch das Wissensmagazin "Kopfball" dem Streichkonzert zum Opfer. Der WDR kündigte außerdem an, sich deutlich weniger an der Finanzierung von ARD-Unterhaltungsshows beteiligen zu wollen. Stattdessen will Schönenborn künftig innovativer werden. Dabei sollen neue Serien ebenso helfen wie Jan Böhmermann, der zusammen mit der Bildundtonfabrik noch in diesem Monat ein neues Format im WDR Fernsehen beisteuern wird. Auch mit Olli Dittrich möchte man künftig mehr machen.

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