Auf gleich sieben Etappensiege brachten es die deutschen Fahrer bei der diesjährigen Tour de France - ein beachtlicher Erfolg, der dem Radsport nach all den Doping-Skandalen der vergangenen Jahre hierzulande mal wieder positive Schlagzeilen bescherte. Da verwundert es kaum, dass sich der Fokus nun wieder verstärkt auf die öffentlich-rechtlichen Sender richtet, die sich in den vergangenen Jahren von den Live-Übertragungen der Tour de France komplett zurückgezogen und das Feld den Kollegen von Eurosport überlassen haben.

Tatsächlich besteht von Seiten der Öffentlich-Rechtlichen inzwischen wieder ein gesteigertes Interesse. "Auch wir verfolgen die Entwicklungen im Radsport, insbesondere bei der Tour de France, sehr genau und finden es sehr positiv, dass es momentan einen deutschen Nachwuchs gibt, der durch Offenheit und sein klares Bekenntnis zum sauberen Sport und ebenso jüngst durch Erfolge zu überzeugen weiß", sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky gegenüber dem "SID" und kündigte an, "in Ruhe über die Zukunft der medialen Präsenz des Radsports" sprechen zu wollen.

Die Erfolge der deutschen Fahrer würden dabei "ein wichtiges Thema sein", betonte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz. So offen haben ARD und ZDF schon lange nicht mehr über ein mögliches Interesse am Radsport gesprochen. Auf die Quoten von Eurosport hatten die jüngsten Erfolge von Marcel Kittel, Tony Martin und André Greipel allerdings kurioserweise keinen Einfluss. In diesem Jahr fieberten bei Eurosport weniger Fans mit als noch 2013 - allerdings lag die Tour de France damit in etwa auf dem Quoten-Niveau, das man vom WM-Jahr 2010 kannte, heißt es von Seiten des Senders. Im Schnitt waren 340.000 Zuschauer dabei, in der Spitze sollen es über eine Million gewesen sein.

ARD und ZDF hatten im Jahr 2007 nach Bekanntwerden eines erneuten Doping-Verdachts überraschend die Live-Übertragungen der Tour de France beendet, woraufhin sich damals ProSieben, Sat.1 und N24 kurzfristig die Rechte sicherten - und nicht nur negative Kritiken, sondern auch schlechte Quoten ernteten. Ein Jahr später nahmen die Öffentlich-Rechtlichen dann aber doch wieder umfangreichere Übertragungen ins Programm, ehe ab 2009 nur noch einstündige Sendungen zu sehen waren. Den Ende 2011 auslaufenden Vertrag verlängerten die Sender daraufhin nicht mehr. Seither darf sich Eurosport über Exklusivität bei der Frankreich-Rundfahrt freuen. Der Sportsender ist noch bis 2019 im Besitz der Tour-Rechte.

Ob ARD und ZDF im Falle einer Rückkehr, für die sich viele Radprofis stark machen, sofort an frühere Quoten-Erfolge anknüpfen können, ist allerdings kaum zu erwarten. "Die Dramaturgie des damaligen Ausstiegs hat dem deutschen Radsport einen Schaden zugefügt, der sich auf Jahrzehnte nicht beheben lassen wird", sagte der ehemalige Chef des Teams Gerolsteiner, Hans-Michael Holczer, kürzlich in den "Stuttgarter Nachrichten". "Aufwand, Intensität, Häufigkeit - das waren Übertragungen, wie es sie nicht mehr geben wird, zudem hat sich die Medienlandschaft verändert. ARD und ZDF haben nicht mehr diese Macher-Funktion wie früher. Deshalb muss man das Gejammere aus dem Radsport relativieren."