Der Netflix-Start in Deutschland steht kurz bevor, der PayTV-Kanal TNT Serie hat seine zweite eigenproduzierte Serie angekündigt und auch Wettbewerber FOX denkt über eine deutsche Eigenproduktion nach. Für Serien-Fans kommt Bewegung in den zuletzt etwas trägen deutschen TV-Markt. Den wollte auch Netflix-Konkurrent Watchever beleben. Im vergangenen Jahr kündigte der damalige Watchever-Geschäftsführer Stefan Schulz in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ überraschend an, dass sich auch das SVoD-Portal von Vivendi mit eigenproduziertem Content vom Markt abheben will.



Man arbeite mit einem „führenden deutschen Produktionsstudio“ zusammen, so Schulz im Oktober 2013. Zum Inhalt sagte er nichts, sprach lediglich von einer "hochkarätig besetzten, mehrteiligen Dramaserie“. Die Ankündigung kam damals pünktlich zu den parallel stattfindenden Münchener Medientagen und wirkte zunächst so als wolle Watchever PayTV-Anbieter Sky überholen, der sich nach eigenem Bekunden seit Jahren schon eine fiktionale Eigenproduktion vorstellen könnte, aber bis dato kein konkretes Projekt vorweisen konnte.

Knapp elf Monate später sieht es jetzt ganz anders aus: Sky ist bekanntermaßen als Koproduzent beim Serienprojekt „100 Code“ an Bord. Und Watchever? Um den Shootingstar des Jahres 2013 ist es sehr ruhig geworden, auch weil Lautsprecher Stefan Schulz erstaunlich still und leise das Unternehmen im Sommer verlassen hat. Geschäftsführer ist inzwischen Karim Ayari. Schlagzeilen über einen möglichen Verkauf ließen vor wenigen Monaten an Lust und Investitionsbereitschaft von Inhaber Vivendi zweifeln. Beinahe schien es so als würde man die Segel streichen bevor Netflix überhaupt den deutschen Markt betritt.

Aufgeben will man bei Watchever noch nicht, aber von der eigenproduzierten „hochkarätig besetzten“ Drama-Serie eines „führenden deutschen Produktionsstudios“ spricht längst niemand mehr. Seit Monaten wurde in der Branche schon spekuliert, ob die Ankündigung im vergangenen Oktober nicht mehr war als ein clever platzierter Marketing-Gag, der in der Realität viel zu teuer wäre für Watchever, die als unabhängiger Player beim Markteintritt enorm hohe Summen für das Marketing aufwenden mussten.

Auf Anfrage des Medienmagazins DWDL.de erklärte eine Sprecherin von Watchever am Dienstagvormittag recht wortkarg, dass es zu der angekündigten Eigenproduktion des Video-Portals derzeit nichts Neues zu sagen gebe. Das ist elf Monate nach der Ankündigung und angesichts der derzeitigen Bewegungen im Markt eine dürftige Aussage. Ob das Projekt überhaupt noch aktuell ist oder längst abgehakt wurde? Wenn es etwas zu kommunizieren geben sollte, würde man sich melden. Es sind die neuen leisen Töne von Watchever.