Am kommenden Mittwoch will Das Erste zur besten Sendezeit das Drama "Die Auserwählten" zeigen. Es handelt sich dabei um eine fiktionale Verfilmung des Missbrauchsskandals an der Odenwaldschule. Wie der "Spiegel" nun berichtet, stören sich einige Opfer von damals an dem Projekt. So habe der ehemalige Schüler Andreas Huckele rechtliche Schritte gegen den federführenden WDR eingeleitet. Notfalls wolle er den Film verbieten lassen. 

Huckele hat sich den bekannten Medienanwalt Christian Schertz genommen, der die Persönlichkeitsrechte seines Mandanten "aufs Schwerste" verletzt sehe. Andreas Huckele wurde während seiner Zeit an der Odenwaldschule von Schulleiter Gerold Becker sexuell missbraucht und erkennt sich nun in dem Film wieder. So sehe ein Schauspieler ihm sehr ähnlich, hinzu kämen  zahlreiche Missbrauchsszenen, die er selbst erlebt hat und in einem Buch so beschrieben habe. Wie der "Spiegel" weiter berichtet, habe ein weiterer Schüler rechtliche Schritte gegen den WDR eingeleitet. 

Beim Sender prüft man derzeit den Vorgang und erklärt gleichzeitig gegenüber dem Nachrichtenmagazin, dass man "bewusst kein biografisches Einzelschicksal" habe nacherzählen wollen. Der Film sei eine fiktive Aufarbeitung des Missbrauchsskandals an der Odenwaldschule. 

Bereits vor zwei Jahren hatte es Ärger um den WDR-Film gegeben. Der Opferverein hatte sich damals öffentlich gegen das Projekt des öffentlich-rechtlichen Senders ausgesprochen. Stattdessen kooperierte man mit einem zweiten Projekt der Produktionsfirma Dreamtool, die die Geschichte in die Kinos bringen wollte.

Update (12:25 Uhr): Gegenüber DWDL.de erklärt ein Sendersprecher, dass die WDR-Juristen den Fall derzeit prüfen. Anfang der kommenden Woche soll es eine Stellungnahme geben. Unabhängig davon habe man auch positive Reaktionen von Missbrauchsopfern erhalten, heißt es in einer Stellungnahme. Ein Beispiel ist der Darmstädter Künstler Gerhard Roese, der den Film bereits im Juni gesehen hat und seine Eindrücke daraufhin im "Darmstädter Echo" niedergeschrieben hat. Zu dem Vorwurf, die Opfer würden sich in dem Film wiedererkennen, heißt es in der Stellungnahme des Senders: "Indem der Film typisches Täterhandeln sowie die Situation von Missbrauchsopfern darstellt, ist es unausweichlich, dass sich Betroffene in verschiedenen exemplarischen Szenen wieder erkennen." Man beziehe sich bewusst auf kein Einzelschicksal. 

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