Die französische Sendergruppe TV5 ist Opfer eines Hacker-Angriffs geworden, hinter dem offenbar die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) steht. Der Angriff fand am Mittwochabend statt und war offenbar derart professionell durchgeführt worden, dass einige Sender noch Stunden später ein Schwarzbild ausstrahlten. Inzwischen konnte der Sendebetrieb zwar wieder aufgenommen werden, doch zu sehen gibt es erst mal nur Archivware. Senderchef Yves Bigot meldete sich zunächst in einem auf YouTube verbreiteten Video zu Wort. Darin betonte er, mit Hochdruck an der Wiederherstellung der gewohnten Programme zu arbeiten.

Bis zur Rückkehr in den Regelbetrieb könnten allerdings mehrere Tage vergehen, weil die Systeme erheblich beschädigt worden seien, so Bigot. Von dem Angriff waren allerdings nicht nur die Fernsehsender der Gruppe betroffen, sondern auch zahlreiche Social-Media-Konten. So veröffentlichten die mutmaßlichen IS-Hacker etwa auf der Facebook-Seite von TV5 Monde Propaganda. "Soldaten Frankreichs, haltet euch vom Islamischen Staat fern!", war etwa auf Facebook zu lesen. Daneben wurden Ausweise und Dokumente von Familienmitgliedern französischer Militärangehörigen veröffentlicht, die am Kampf denen die Terrormiliz beteiligt sind.

"Ihr habt die Chance, das Leben eurer Familie zu retten, nutzt sie", hieß es. "Im Namen Allahs, des Allergütigsten, des sehr Barmherzigen, führt das CyberKalifat weiter seinen Cyber-Dschihad gegen die Feinde des Islamischen Staates." Frankreichs Staatschef François Hollande habe mit der Beteiligung an dem Einsatz gegen den IS einen "unverzeihlichen Fehler" gemacht. "Darum haben die Franzosen die Geschenke bei 'Charlie Hebdo' und Hyper Cacher erhalten." Gemeint ist die Anschlagsserie, bei der in Paris zu Jahresbeginn 17 Menschen ums Leben kamen.

Der französische Außenminister Manuel Valls verurteilte über Twitter den schwerwiegenden Hackerangriff als inakzeptable Verletzung der Informations- und Meinungsfreiheit. Der Redaktion der Sendergruppe, die ihre Programme in mehr als 200 Ländern sendet, sagte er seine "volle Unterstützung" zu. Nahost-Experte Michael Lüders sprach am Donnerstag auf WDR2 von einer "neuen Qualität der Kriegsführung des Islamischen Staates". Der Angriff werde seiner Ansicht nach erneut dafür sorgen, dass der Mythos IS weiter wachsen werde.