Ob LeFloid, Apecrime oder Simon Unge: Die Liste der prominenten Abgänge bei Mediakraft war zuletzt lang. Keine leichte Aufgabe also für CEO Spartacus Olsson, das Multi-Channel-Netzwerk für die Zukunft fit zu machen. "Dadurch, dass wir den Wandel mit angestoßen haben und Pionier waren, sind wir teils Blitzableiter geworden", sagte er nun in einem Interview mit dem Branchendienst "werben & verkaufen" rückblickend auf so manch negative Schlagzeile der Vergangenheit. "Als wir angefangen haben, war das typische Modell - das die meisten MCNs jetzt auch noch fahren - so, dass das Risiko voll beim Künstler lag und er die Rechte am Content behielt. Er hat produziert, wir haben vermarketet, und die Einnahmen geteilt." Man habe "nicht wirklich gemeinsame Werte aufgebaut", weil das Material nach Vertragsablauf beim Künstler gelegen habe, so Olsson.

"Da wird für manche Investition das Risiko für das MCN zu groß. Das ist für alle Beteiligten unfair - und das wollen wir jetzt ändern." Derzeit verändere man die Strategie "ganz radikal", betonte der CEO gegenüber "w&v". "In unserem neuen Modell müssen die Künstler den durch die steigenden Erwartungen immer höher werdenden Produktionsaufwand nicht mehr alleine schultern. Bei der Produktion findet gerade ein Wettrüsten statt. Das Risiko und den Aufwand sollte das Unternehmen tragen, das diese umbalancieren kann. Dafür muss man dann aber zu einem Auswertungsmodell kommen, bei dem beide partizipieren langfristig." Dass der Künstler seinen Content nach Ablauf der Zeitverträge mitnimmt, mache hohe Investments bisher unattraktiv, weil der Return of Investment abrupt wegbreche.

Olsson: "Deshalb wollen wir zusätzlich unser Owned-&-Operated-Modell stärken und mit Kreativen eine langfristige, auf die Werke bezogene Partnerschaft eingehen. Letztes Jahr machten Videos mit diesem Ansatz neun Prozent unserer Abrufe aus. Jetzt sind sie bei 34 Prozent. Bis Ende 2016 soll es die Mehrzahl sein." Mit Management, Geld, Produktionsräumen, Studios, Redaktion und kreativer Unterstützung will Mediakraft daher künftig vermehrt in den Content investieren. "Wenn wir unser Format 'The Great War' ansehen: Der Moderator und Autor konzentriert sich auf genau diese beiden Bereiche, den Rest machen wir. Das ist schon fast klassische TV-Produktion", sagte der Mediakraft-CEO im Gespräch mit "werben & verkaufen". Im Unterschied zu Konkurrenten wolle man künftig schon am Anfang der Karriere eines Künstlers in Vorleistung gehen. "Wir sind keine Trittbrettfahrer", beschwichtigt Spartacus Olsson, der in Zukunft zugleich vermehrt ältere Zuschauer in den Fokus nehmen will.

Der gesamt deutsche Markt stehe diesbezüglich vor einer großen Herausforderung. "Wenn Sie sich in den USA Buzzfeed oder Vice anschauen, liegt deren Publikum im Schnitt bei 21 Jahren. Da müssen wir auch hin. Und dafür benötigen wir hochwertigen Content." Dafür sollen verstärkt zusätzliche Kanäle wie Facebook und Spotify ins Visier genommen werden. "YouTube bleibt unser wichtigster Kanal, aber aber um ältere Zielgruppen zu erreichen, müssen wir breiter streuen." Auch mit Blick auf den Content will sich Mediakraft in Zukunft besser aufstellen: "Wir wollen lachen, weinen, informiert werden, Tierdokus sehen. Wir sehen uns als Full-Service-Sender, also in allen Genres." Bleibt die Frage, wie es um das dafür nötige Kleingeld bestellt ist. Olsson: "Wir haben ja letztes Jahr mit Iris Capital einen starken Investor gewonnen. Und wir sind immer offen für weitere Partnerschaften und Allianzen."