Die Stimmung war gut unter den rund 600 Gästen, die am Dienstagabend am Ufer der Spree in Berlin der Einladung des VPRT (Verband Privater Rundfunk und Telemedien) gefolgt waren. Dank Serienkultur und OnDemand-Angeboten ist besonders das bewegte Bild aus einem Formtief vergangener Jahre wieder schwer in Mode gekommen. Die Stimmung im Markt ist verhalten positiv, was nach Untergangsszenarien für jegliche Bewegtbild-Produktion von mehr als drei Minuten Länge und den Folgen der Finanzkrise 2007, schon ein großer Schritt nach vorne ist. Weniger verhalten und noch optimistischer wäre man - da waren sich viele Gäste in Berlin einig - wenn die in Deutschland stark auf das Medium Fernsehen konzentrierte Medienregulierung überdacht und gattungsneutral auch ausländische Anbieter berücksichtigen würde. Eine Tonalität, die auch Anke Schäferkordt, RTL Group Co-CEO, in ihrem Gastbeitrag im „Handelsblatt“ formulierte.
In der Berliner Event-Location Spindler & Klatt versicherten sich Medienpolitik und Lobbyverband des privaten Rundfunks gegenseitig ihrer bekannten Positionen. Der EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft Günther Oettinger, die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Brigitte Zypries, und die Staatsministerin für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters waren die Gäste der Medienpolitik. Ihnen gegenüber standen rund 600 Gäste aus der Medienbranche - mehrheitlich Mitglieder des VPRT. EU-Kommissar Oettinger bescheinigt dem privaten Rundfunk im Wesenlichen „eine spannende Aufgabe“ zu bestreiten. Er betonte darüber hinaus aber auch die Bedeutung der Inhalte für die Endgeräteindustrie - ein Gruß an die IFA - und die Notwendigkeit eines fairen Wettbewerbs im dualen System und mit neuen Wettbewerbern wie Streamingdiensten und Plattformen.
Hierzu würde die EU-Kommission in den kommenden Wochen Konsultationen durchführen. „Wir stellen auch unsere gesamten digitalen Regeln auf den Prüfstand. Manches, was vor 10 Jahren notwendig war, hat sich erledigt oder durch Vielfalt überlebt“, so der EU-Kommissar. Oettinger sprach sich einmal mehr für eine europäische Strategie und einen europäischen Binnenmarkt aus, um in der Digitalisierung gegen Akteure aus den USA und Asien bestehen zu können. Dazu bedürfe es u.a. eines europäischen digitalen Urheberrechts, in dem als Ausnahme von dem Binnenmarktsystem für Bereiche wie Rundfunk, Film und Sport das auch das Territorialitätsprinzip berücksichtigt werden sollte. Staatssekretärin Brigitte Zypries stellte in ihrer Rede an die Gäste heraus, dass die Rundfunkwirtschaft ein bedeutender Akteur der Kreativwirtschaft, ein wichtiger Inhalteanbieter und Garant für Meinungs- und Medienvielfalt sei.
„Zwar sind das Fernsehen und das Radio nach wie vor Leitmedien – auch in unserer digitalisierten Welt. Aber neue Online-Dienste sind zunehmend gefragt und stehen im Wettbewerb mit den klassischen Medien.“ Für den brauche es „faire und ausbalancierte Rahmenbedingungen.“ Eine Erkenntnis der niemand widersprechen kann. Dass der private Rundfunk in Deutschland ein zentraler Motor der gesamten Kreativwirtschaft ist, betonte auch noch einmal VPRT-Vorstandsvorsitzender Dr. Tobias Schmid. Alleine der private Rundfunk in Deutschland beschäftige rund 25.000 Mitarbeiter und setze 11 Milliarden Euro um. Mit dem enormen Programmbedarf leiste die Industrie einen wichtigen Beitrag zur Auslastung der Produktionswirtschaft, technische Dienstleister sowie die Musik- und Werbeindustrie aus. Damit trage sie auch zu der Attraktivität von Endgeräten und Infrastrukturen bei.
Insgesamt beziffert der VPRT die durch die Branche ausgelösten Umsatzeffekte auf rund 80 Milliarden Euro jährlich und gehe von rund einer viertel Million mittelbar durch die Branche beschäftigen Arbeitnehmern aus. Um das zu sichern, forderte Schmid ein durchsetzungsstarkes Urheberrecht zum Schutz der Inhalte, eine gesicherte Finanzierungsgrundlage durch Werbung und eine sinnvolle Balance zwischen den Interessen der Infrastruktur- und der Kreativindustrie.