Schluss mit Exklusivität und inzwischen berüchtigten Knebelverträgen in der Zusammenarbeit mit kreativen Köpfen aus der YouTube-Welt. Das verhindere mehr als dass es ermögliche. So lässt sich die Online-Strategie von Warner Bros. Television Deutschland in Kürze zusammenfassen. Im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de erläuterte Martin Brindöpke die Gedanken dahinter. Das Hollywoodstudio Warner Bros. mischt durch die Übernahme des europäischen TV-Produktionshauses Eyeworks seit diesem Jahr mit im deutschen Produktionsgeschäft.

Aus Eyeworks Germany wurde im Frühjahr Warner Bros. Television - ein Übergang, der sich auch aufgrund unterschiedlicher Unternehmenskulturen zunächst als komplexer entpuppte als gedacht. Nach dem Jahr der Umstellung wird 2016 angegriffen. Schlagzeilen machte bereits die Ankündigung, dass Warner Bros. Television sein bislang in Lizenz von anderen Firmen (ITV Studios / Seapoint) produzierte Format, künftig selber produzieren will. Abseits der Blockbuster-Formate aus dem Warner Bros.-Katalog setzt die in Köln ansässige Deutschland-Tochter weiterhin auf Eigenentwicklung. Und im Comedy-Bereich schaut man noch gezielter ins Netz.

"Das Internet und allen voran YouTube hat sich über die Jahre zu einer wunderbaren Kreativplattform entwickelt, aber ist durch die zunehmende Kapitalisierung in dieser Entwicklung stehen geblieben“, sagt Brindöpke. „Der kreative Impact ist nicht mehr das entscheidende Kriterium, sondern Likes, Clicks und die Monetarisierung durch Einbindung von Werbung.“ Sender und Produktionsfirmen stürzten sich in den vergangenen zwei Jahren in einer bemerkenswerten Art und Weise auf Multi-Channel-Networks. Bemerkenswert, weil es selten um Inhalt statt viel mehr um Masse ging: Video-Views und Abonnentenzahlen standen im Mittelpunkt.

„Wir haben die Szene in den letzten Monaten intensiv beobachtet und haben festgestellt, dass es einen Trend weg gibt von einengenden Bindungen in unübersichtlichen Multi-Channel-Networks und es auch eine neue Offenheit der kreativ Arbeitenden an klassischen Fernsehumsetzungen gibt. Hier setzen wir nun an“, so Brindöpke, Head of Comedy bei Warner Bros. Television in Deutschland. Es gehe nicht darum, Gefäße zu schaffen sondern an Inhalten zu arbeiten. Um für einzelne Projekte zusammenzuarbeiten, verlangt Warner Bros. Television von potentiellen Partnern keine Exklusivität.

„Wir wollen kein Fernseh-Verhinderer sein, der Künstler mit Exklusivverträgen wegsperrt, sondern ein Fernseh-Ermöglicher sein, der Künstlern aus dem YouTube-Bereich aber auch klassischen Bereichen hilft, Visionen umzusetzen. Wir glauben, dass bei Kreativen das gemeinsame Arbeiten an Inhalten mehr Bindung schafft." Auch wenn die Kölner Produktionsfirma (trotz großem Namen) noch keine große Nummer im Netz ist, so ist diese neue Online-Strategie eine interessante Entwicklung, die parallel zu Auflösungserscheinungen mancher Multi-Channel-Networks zu betrachten ist.

Bei der Künstlerauswahl blicke man übrigens nicht nach Abonnentenzahlen, Videoviews oder Likes, sondern ausschließlich nach Talent und Uniqueness. Sagt man. Im Netz gelte, so Head of Comedy Martin Brindöpke, schließlich die gleiche Regel wie auch im Fernsehen: Nicht alles was viel geguckt wird, muss gut sein - und umgekehrt. Erste Künstler mit denen Warner Bros. Television zusammenarbeitet sind Fabian Siegismund („das Netzwerk“), Joseph Bolz ("de changeman") und Marti Fischer ("The Clavinover“). Gegen die ganz großen Namen habe man aber auch nichts, sagt Brindöpke und lacht. Mehr könne er derzeit noch nicht verraten, weil noch letzte Unterschriften fehlen.

Außerdem werde man das Netz künftig stärker als Plattform nutzen, um eigene TV-Ideen und Piloten auszuprobieren. Ein erstes Beispiel hierfür ist eine Kooperation mit dem Bestseller-Autor Frank Goosen, dem Schauspielhaus Bochum und Dortmunder Filmstudenten, mit denen man ohne Senderauftrag die Literatur-Late-Night "Goosens neue Bücher" pilotiert habe. Zur Verbreitung im Netz will Warner Bros. Television aber keine eigene Plattform aufbauen, sondern gerne mit Partnern zusammen arbeiten.