Der Eurovision Song Contest steht seit vielen Jahren für Weltoffenheit und Toleranz. Wie passt also jemand in diese Welt, der glaubt, Deutschland sei "immer noch besetzt"? Die Rede ist von Xavier Naidoo, dessen vom NDR beschlossene Teilnahme am Eurovision Song Contest im kommenden Jahr vielerorts auf Unverständnis stieß. An Kritik mangelte es tatsächlich nicht: Man könne "den programmierten Fettnapf" auch mit dem besten Song der Welt nicht umschiffen, kritisierte etwa die "tz", und Michael Hanfeld von der "FAZ" mutmaßte, es habe für die ARD "wohl Wichtigeres als hohe Sympathiewerte" gegeben.

Inzwischen sah sich Xavier Naidoo sogar dazu gezwungen, noch einmal Stellung zu nehmen. "Seit meinen ersten Bühnenauftritten trete ich bekanntlich öffentlich für Werte wie Freiheit, Toleranz und Liebe ein. Keiner, der mich persönlich kennt, hat mir jemals auch nur annähernd das Gegenteil vorgeworfen", ließ der Sänger in einem Statement verlauten. "Mir widerstrebt, mich jetzt bekennerhaft für etwas zu rechtfertigen, was ich nicht bin und was ich schon mehrfach erläutert habe. Nur soviel: Ich bin froh, in einem 'bunten' Deutschland zu leben, mit einer Vielfalt an Lebensentwürfen und Religionen, über die ich mich freue."

Naidoo weiter: "Ich habe auch immer betont, dass ich die Auffassung der sogenannten Reichsbürger nicht teile, von denen ich mich auch öffentlich deutlich distanziert habe. Mit meinem ganzen Wesen stehe ich für ein weltoffenes und gastfreundliches Deutschland und einen respektvollen sowie friedlichen Umgang miteinander. Ich stehe für Meinungsfreiheit. Es ist allerdings schade, dass Menschen, die mich ganz offensichtlich nicht kennen, aufgrund unzutreffender Darstellungen substanzlos und schlecht über mich reden."

Ob das reicht, um die Anhänger des Eurovision Song Contests zu beruhigen, wird sich erst noch zeigen müssen. Klar ist, dass Naidoo in der Vergangenheit immer wieder mit mindestens unglücklichen öffentlichen Auftritten für Schlagzeilen sorgte, so etwa vor einem Jahr, als er am Tag der Deutschen Einheit eine Ansprache auf einer Demonstration der so genannten "Reichsbürger" hielt. Später verteidigte er seine Rede: "Ich möchte auf Menschen zugehen. Auch zu 'Reichsbürgern'. Auch auf die NPD. Das ist mir alles Wurst", sagte Naidoo damals im SWR.

Bereits am Donnerstag hatte sich ARD-Unteraltungskoordinator Thomas Schreiber hinter Naidoos gestellt. Er sei "weder rechtspopulistisch noch homophob oder antisemitisch", betonte Schreiber. "Seit Jahren setzt er sich für die deutsch-israelische Freundschaft ein, engagiert sich für Flüchtlinge (ohne jedes Mal darüber zu reden), arbeitet mit zahlreichen Menschen zusammen, die in den unterschiedlichsten Lebensentwürfen leben. Xavier Naidoo steht seit Langem für Werte wie Frieden, Toleranz, Liebe."

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