Bei einer AfD-Demonstration in Cottbus ist Britta Hilpert, Leiterin des ZDF-Studios Potsdam, nach Angaben von "Reporter ohne Grenzen" tätlich angegangen worden. Die Organisation, deren Vorstandssprecherin Hilpert ist, berichtet, dass die Journalistin angerempelt und geschubst wurde, als sie einer Teilnehmerin Fragen stellen wollte, die dem Interview mit dem ZDF bereits zugestimmt hatte. Der Angriff durch mehrere Demonstranten sei so massiv gewesen, dass die anwesende Polizei habe dazwischen gehen müssen.

Nach Hilperts Beschwerde habe die AfD-Kreisvorsitzende Marianne Spring die Demonstranten von der Bühne aus aufgefordert, friedlich zu bleiben. Die Menge reagierte darauf mit Buh-Rufen und skandierte "Lügenpresse, Lügenpresse!", berichtet "Reporter ohne Grenzen". Man betrachte mit Sorge, dass Angriffe auf Journalisten nun auch bei AfD-Anhängern kein Tabu mehr seien, teilte die Organisation mit. Es offenbare sich "eine deutliche Diskrepanz zwischen dem propagiertem Selbstbild der Partei und den Einstellungen zumindest eines Teils ihrer Anhänger, bis hin zur Gewaltbereitschaft".

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Die AfD-Kreisvorsitzende entschuldigte sich nach der Veranstaltung bei Hilpert für den Vorfall. Der Thüringer AfD-Sprecher Björn Höcke, der kürzlich mit seinem Auftritt bei "Günther Jauch" für Schlagzeilen sorgte, bezeichnete die Pressefreiheit später im Interview mit dem ZDF als "hohes Gut", wiederholte aber auch die Kritik, viele Journalisten transportierten nur "die Meinung einer kleinen politischen Kaste".

Erst kürzlich war "heute-show"-Reporter Ralf Kabelka mit Teilnehmern einer AfD-Demonstration in Berlin aneinandergeraten. Der 51-Jährige hatte die Demo im Clowns-Kostüm betreten und damit den Zorn diverser AfD-Anhänger auf sich gezogen, die daraufhin lautstark "Lügenpresse" riefen. Kabelka nahm den Zwischenfall mit Humor: "Das war alles ein großes Missverständnis. Ich dachte, das wäre ein Karnevalsumzug mit ganz vielen Witzfiguren, und war deswegen dem Anlass gemäß gekleidet", sagte er später der "Welt".

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