Das ZDF wehrt sich gegen erneute Vorwürfe aus Russland. Der russische Staatssender Russia 1 wirft den Mainzern vor, in der Dokumentation "Machtmensch Putin" Mitte des Monats Szenen manipuliert zu haben. Hintergrund der Vorwürfe sind Aussagen eines jungen Mannes, der dem ZDF gegenüber erklärt hatte, als Freiwilliger auf Seiten der so genannten prorussischen Separatisten in der Ostukraine gekämpft zu haben. Im russischen Fernsehen leugnete er dies später und sagte, er sei zu Falschaussagen verleitet worden. Diesen Vorwurf weist das ZDF entschieden zurück.

Die entspechende Passage mit dem russischen Freiwilligen Jurij Labyskin wurde am 15. Dezember im Rahmen von "ZDFzeit" ausgestrahlt und ist in der Dokumentation knapp zwei Minuten lang. Zum Schutz seiner Identität wurde er in "Machtmensch Putin" "Igor" genannt und sein Gesicht verpixelt. Gedreht wurde in Kaliningrad, in der Ukraine und im Moskauer Studio des ZDF. Den Vorwurf, dass sich das ZDF dabei "nicht selbst die Mühe" gemacht habe in die Ostukraine zu fahren, wie er vom Staatsfernsehen RT erhoben wird, stößt dabei in Mainz ebenfalls auf Unverständnis. "Es ist international in der TV-Branche üblich, dass Producer für Dreh- und Recherchearbeiten im Ausland eingesetzt werden", teilt das ZDF am Montag mit. Der freie Producer Valerij Bobkow habe bereits seit 1998 gelegentlich für ZDF-Auoten und andere internationale Sender gearbeitet und im ZDF-Auftrag in Kaliningrad und in der Ukraine gedreht.

Zudem habe ZDF-Reporter Dietmar Schuman den russischen Freiwlligen Labyskin persönlich im Studio in Moskau getroffen, um sich einen Eindruck von ihm zu verschaffen. Schuman hat das Interview dann auch selbst geführt. Gegenüber Russia 1 gab Labyskin nun an, gelogen zu haben, "so wie mir das der ZDF-Journalist gesagt hat", und zeigt ein angebliches Drehbuch. Diesen Vorwurf weist Schumann am Montag "in aller Deutlichkeit zurück".

Als Reaktion auf die Vorwürfe hat das ZDF das komplette Rohmaterial auf ZDF.de und in der Mediathek zur Verfügung gestellt. Nach Ansicht des ZDF ergeben die geprüften Originalaufnahmen keinen Anlass, an der Aussage von Labyskin gegenüber dem ZDF zu zweifeln. "Das Originalmaterial zeigt, dass der Interviewpartner seine Geschichte überzeugend erzählt. Er antwortet detailliert auf Nachfragen und macht nicht den Eindruck, auswendig Gelerntes wiederzugeben", so das ZDF. "Sein Verhalten unterscheidet sich erheblich von seinem Auftritt im russischen Fernsehen", merken die Mainzer kritisch an.

Auch angebliches Rohmaterial der Dokumentation sorgen in Mainz für Fragezeichen. Das russische Fernsehen hat das angebliche Rohmaterial als Beleg für die Behauptung an, dass Labyskin vom Produzenten Valerij Bobkow instrumentalisiert worden sei. Laut Russia 1 seien diese Aufnahmen, die Labyskin und Bobkow in der Ostukraine zeigen, Labyskin überlassen worden. Das bei Russia 1 gesendete Material liegt dem ZDF allerdings gar nicht vor. "Das ZDF stellt fest, das Rohmaterial nicht an Dritte weitergegeben zu haben, und dass auch niemand ermächtigt wurde, dies zu tun", teilen die Mainzer am Montag mit.

Es ist nicht das erste Mal, dass das ZDF sich mit Vorwürfen aus Russland konfrontiert sieht. Bereits Anfang Dezember warf der deutsche Ableger des Staatsfernsehens, RT Deutsch, dem ZDF in seiner Sendung "Der fehlende Part" einseitige Berichterstattung vor. Streitpunkt war hier ein "Frontal 21"-Beitrag über Kindersoldaten im Kampfeinsatz in der Ostukraine, in dem sich das ZDF-Team u.a. mittels Sankt-Georgs-Bändchen, einem auch von Separatisten getragenen Tapferkeitssymbol, das Vertrauen der Jugendlichen erschlichen habe. Auch diesen Vorwurf wies ZDF-Autor Arndt Ginzel im ausführlichen Bericht der Kollegen von "Zapp" bereits von sich.