Wolfgang Krach, Chefredakteur der "Süddeutschen Zeitung", hat sich für eine Illustration entschuldigt, die am Wochenende sowohl in der gedruckten Ausgabe als auch online im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Übergriffe in der Silvesternacht in Köln verwendet worden ist. Die Illustration zeigt eine weiße Frau mit einer schwarzen Hand zwischen den Beinen und hat nach Angaben des Chefredakteurs "bei etlichen unserer Leserinnen und Leser Unverständnis und Wut hervorgerufen; sie kritisieren sie als sexistisch und rassistisch", schrieb Krach am Sonntag auf Facebook.

Diese und eine weitere Illustration hätten deutlich machen sollen, "dass sexuelle Gewalt gegen Frauen nicht nur aus physischen Übergriffen besteht, sondern meist im Kopf und im Denken beginnt", erklärte der "SZ"-Chefredakteur und verwies auf den Kontext. "In den begleitenden Texten haben wir so differenziert wie möglich über die Ereignisse von Köln, die Angriffe auf die Frauen, die Motive und die Hintergründe der Taten, das Versagen der Polizei und auch über die Instrumentalisierung der Taten durch rechte Demagogen berichtet."

Krach gab allerdings zu, dass die Illustration mit der schwarzen Hand der differenzierenden Absicht entgegenlaufe. "Sie bedient stereotype Bilder vom 'schwarzen Mann', der einen 'weißen Frauenkörper' bedrängt und kann so verstanden werden, als würden Frauen zum Körper verdinglicht und als habe sexuelle Gewalt mit Hautfarbe zu tun. Beides wollten wir nicht. Wir bedauern, wenn wir durch die Illustration die Gefühle von Leserinnen und Lesern verletzt haben und entschuldigen uns dafür", so Wolfgang Krach.

Focus-Titel vom Januar 2016© Focus
Massive Kritik hatte es am Wochenende auch an der Titel-Gestaltung des "Focus" gegeben, das eine nackte Frau, auf deren Haut schwarze Handabdrücke zu sehen sind. "Focus"-Chefredakteur Ulrich Reitz kann den Unmut jedoch nicht verstehen und bezeichnete ihn gegenüber dem "Tagesspiegel" als "albern". "Das sind Leute, die keine Ahnung davon haben, wie man Themen illustriert", sagte Reitz. Weil es keine Fotos von den Übergriffen gebe, habe sich der "Focus" für das Schwarz-Weiß-Foto entschieden. "Das ist ebenso wenig sexistisch wie die heutige Aufmachung der 'Süddeutschen Zeitung'", findet der "Focus"-Chefredakteur. Kritik am Titel kam unter anderem von der früheren "Bunte"-Chefredakteurin Beate Wedekind, die gar zum "Focus"-Boykott aufrief . "Niemand sollte diese Ausgabe von Focus kaufen. Der Titel ist eine einzige Verhöhnung", schrieb die Journalistin auf ihrer Facebook-Seite.