ARD und ZDF sind in Sachen Handball-WM in einer verzwickten Lage. Nicht zuletzt angesichts des Gewinns des EM-Titels durch das deutsche Team und des riesigen Interesses der Zuschauer würde man gerne die Rechte an der WM im kommenden Jahr erwerben. Der Deutsche Handball-Bund versuchte gerade auch schon Druck auf die öffentlich-rechtlichen Sender zu machen und sprach gar von einer "Sendeverpflichtung" - ohne allerdings zu begründen, woher genau die kommen soll.

Doch Verhandlungen mit dem Rechteinhaber beIn Sport, einer Tochter von Al Jazeera, sind bislang von vornherein zum Scheitern verurteilt. beIn Sport besteht darauf, dass sichergestellt sein muss, dass die Übertragung geographisch auf Deutschland beschränkt sei - und schließt damit de facto eine Free-TV-Übertragung aus, da via Satellit deutsche Sender auch im Ausland zu empfangen sind. Die privaten Konkurrenten stehen dabei vor dem gleichen Problem wie ARD und ZDF, auch deren SD-Signal ist via Satellit unverschlüsselt zu empfangen. Im vergangenen Jahr war daher kurzfristig Sky eingesprungen, da derzeit nur Pay-TV durch die Verschlüsselung die vollständige geographische Einschränkung auf Deutschland sicherstellen kann.

Auf ihrer jüngsten Sitzung in Leipzig haben die Intendantinnen und Intendanten der ARD nun aber einen neuen Plan entwickelt, wie man den Druck auf beIn Sport erhöhen könnte: Wie die neue ARD-Vorsitzende Karola Wille ausführte, forderte man die Medienpolitik auf, die sogenannte "Listenregelung" im Rundfunkstaatsvertrag um die Handball-Europa- und Weltmeisterschaften zu ergänzen. In einer solchen Liste kann festgelegt werden, dass bestimmte Veranstaltung von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung zwingend im frei empfangbaren Fernsehen live oder zeitversetzt übertragen werden müssen und selbst dann nicht nur im Pay-TV laufen dürften, wenn ein Pay-TV-Sender die Exklusivrechte erworben hätte. Die Spiele mit deutscher Beteiligung bei Fußball-EMs und WMs befinden sich beispielsweise auf dieser Liste, Handball hingegen nicht.

Käme diese Regelung, würde für beIn Sport auch Sky als möglicher Käufer wegfallen - und damit womöglich die Bereitschaft größer, auf die Forderung der geographischen Begrenzung zu verzichten, so die Hoffnung der ARD. Kommt sie nicht, dann sieht die ARD hingegen nur geringe Chancen, beIn Sport zum Einlenken zu bewegen. Wie man im vergangenen Jahr gesehen habe, sei Al Jazeera in diesem Punkt nicht beweglich, weil man dort auf das Geld von ARD und ZDF offensichtlich nicht angewiesen sei. Der Möglichkeit, das Programm grundsätzlich zu verschlüsseln und nur noch per Smartcard empfangbar zu machen, erteilte die ARD-Vorsitzende Karola Wille eine Absage. Der freie Zugang zum Programm sei ein hohes Gut - und die Tatsache, dass man alle anderen Rechte auch so erwerben konnte, zeige, dass derzeit kein Handlungsbedarf bestehe.