Gerade mal einen Monat ist es her, dass Amazon mit "Wanted" seine erste deutsche Serie ankündigte. Da kam es durchaus überraschend, dass der Streamingdienst nun erneut Journalisten einlud und aus dem Pressetermin im Vorfeld ein großes Geheimnis machte. Anders als bei dem auf sechs Folgen angelegten Action-Thriller mit Matthias Schweighöfer war das Projekt, um das es am Donnerstag im Hotel Bayerischer Hof in München ging, aber streng genommen längst kommuniziert: Im Mittelpunkt stand der von herbX in Co-Produktion mit Warner Bros. Film Productions Germany geplante "Bullyparaden"-Film, den Michael Bully Herbig ab Frühjahr drehen wird.

Die Neuigkeit war daher nicht der Film selbst, sondern die Tatsache, dass Amazon Prime ins hiesige Filmgeschäft einsteigt. Die Video-on-Demand-Plattform beteiligt sich an dem Projekt, das 20 Jahre nach der TV-Premiere der kultigen Comedyshow seine Premiere feiern soll und im Verleih von Warner Bros. Pictures zunächst in die Kinos kommen wird. Wie hoch die Investition von Amazon in den Film ist, ließ das Unternehmen auf DWDL.de-Nachfrage offen - allerdings ist die Summe zumindest so hoch, dass Prime-Mitglieder die Komödie schon sechs Monate nach Kinostart zu sehen bekommen und damit noch bevor sie auf DVD oder anderen Kanälen erhältlich sein wird.

Tatsächlich wird Amazon den "Bullyparaden"-Film nach der Kino-Premiere nicht für immer exklusiv im Portfolio haben: Geplant ist nämlich zu einem späteren Zeitpunkt auch eine Free-TV-Ausstrahlung bei ProSieben - auf jenem Sender also, auf dem die "Bullyparade" einst überhaupt groß werden konnte. Dennoch zeigte man sich in München mächtig stolz auf den Deal. "Die Kooperation mit Michael Bully Herbig und Warner Bros. ist unser nächster Schritt, um unser Engagement für deutsche Filme und Serien weiter auszubauen und diese unseren Kunden exklusiv zur Verfügung zu stellen", sagte Christoph Schneider, Geschäftsführer von Amazon Video Deutschland."Wir glauben ganz fest daran, dass es ein großer Erfolg wird."

Herbig selbst betonte in München, dass er schon vor einem Jahr das Gespräch mit Amazon gesucht hat. Dabei habe er sich allerdings erst mal vortasten müssen. "Man weiß ja nicht, wo man da anrufen soll", scherzte er und gab mit Blick auf die Verhandlungen mit Warner Bros. zu, im Vorfeld "ein bisschen Muffensausen" gehabt zu haben. Dabei bestand dazu eigentlich kein Grund, denn der Film selbst setzt vor allem auf Bekanntes: In mehr als 20 Rollen werden Bully und seine Mitstreiter Rick Kavanian und Christian Tramitz schlüpfen. So gibt es etwa ein Wiedersehen mit den Parodien auf Winnetou und Sissi, aber auch das "(T)Raumschiff" wird im nächsten Jahr wieder abheben. Unterstützung erhält die Crew von diversen Kollegen wie Sky Du Mont oder Alexander Schubert.

Dass Herbig im vorigen Jahr in einem Interview deutlich machte, seine Komödien-Karriere nach dem "Bullyparaden"-Film beenden zu wollen, sei übrigens falsch aufgefasst worden, stellte er auf DWDL.de-Nachfrage noch einmal klar. Seine Aussage habe sich damals bloß auf seine Parodien bezogen. "Ich möchte den Leuten nicht mehr zumuten, ins Kleid zu steigen", sagte Herbig und erklärte, auch weiterhin als Darsteller in Komödien auftreten zu wollen. Zumindest einmal werden ihn seine Fans aber ohnehin noch als Sissi zu sehen bekommen. Für Amazon ist die Zusammenarbeit derweil wohl erst der Anfang: Weitere konkrete Film-Projekte gibt es noch nicht zu kommunizieren, doch man habe Blut geleckt, betonte Deutschland-Chef Christoph Schneider.