Die Brüder Thilo Proff, Medienunternehmer und ehemaliger COO der Constantin Medien AG sowie Senderchef von ProSieben, und Klaus Proff, bisher Senior Vice President Central Content Operations & Services bei der ProSiebenSat.1 TV Deutschland, übernehmen mit ihrer gemeinsamen Firma KTP Management GmbH die Mehrheit an der Unterföhringer Produktionsfirma Maximus Film und wollen deren Geschäfte gemeinsam mit Gründer Christian Schene ausbauen. Das Unternehmen ist der größte Produzent für das ProSieben-Wissensformat „Galileo“ und die Kabel Eins-Sendung „Abenteuer Leben“.
Dass die neuen Partner nicht nur operativ tätig sondern Mehrheitsgesellschaft werden, erklärt Firmengründer Schene im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Teilweise gegen den Markttrend sei das 2005 von ihm gegründete Unternehmen in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen und beschäftige heute rund 60 festangestellte MItarbeiter und produziere etwa 5000 neue Programm-Minuten im Jahr. „Um das in der Größe, in der wir uns mittlerweile befinden, mit Leben zu füllen, brauchen wir auch in der Geschäftsführung Topleute.“
Schene weiter: „Die bekommst du in dieser Liga aber kaum noch in dem du denen einen altherkömmlichen Geschäftsführervertrag hinlegst. Während die Sender mit `Media for Equity` hervorragend fahren, könnte man also sagen, dass sich Maximus `Excellence for Equity` gesichert hat. Und so kommen mit Thilo und Klaus Proff genau zum richtigen Zeitpunkt zwei Top-Medien-Manager um mit Maximus Film und mir den nächsten Schritt zu gehen.“ Thilo Proff rückt zum heutigen 1. Juni auch operativ neben Christian Schene in die Geschäftsführung des Factual-Produktionshauses auf. Er ist für die Akquise neuer Kunden und die Betreuung der öffentlich-rechtlichen Sender zuständig, während Christian Schene die Bestandskunden, die internationalen Projekte und das Recruiting verantworten.
„Die Firma produziert nicht jeden Auftrag, den sie kriegen könnte."
Thilo Proff
„Wir werden die Firma nicht umkrempeln. Warum auch?“, sagt Thilo Proff zum Einstieg bei Maximus Film. „Wir kennen Christian schon seit über 15 Jahren und obwohl wir in dieser Zeit nie für die selbe Firma gearbeitet haben, haben wir nicht nur unsere jeweilige Einstellung zur Arbeit und ihre Qualität zu schätzen gelernt - es ist eine echte Freundschaft entstanden. Umso mehr haben wir uns gefreut, als Christian uns vor einiger Zeit ansprach, ob wir uns eine Geschäftspartnerschaft mit ihm vorstellen könnten“, erklärt Thilo Proff im Gespräch und hebt die Firmenphilosophie hervor.
„Die Firma produziert nicht jeden Auftrag, den sie kriegen könnte. Im Gegenteil: Sie versteht es hervorragend, sich die Kunden zu den eigenen Fähigkeiten und Interessen zu suchen. Und im Zusammenspiel der Werten Integrität, Ehrlichkeit und Qualität sind verdammt gute Produktionen heraus gekommen.“ Während Thilo Proff nach seiner Tätigkeit bei Constantin Medien zuletzt eine Auszeit nahm, ist sein Bruder Klaus derzeit noch bei ProSiebenSat.1 tätig. Dort jedoch wird er in Kürze Abschied nehmen, um sich auf das neue Engagement zu konzentrieren.
"Durch die neue Konstellation bleibt Maximus Film weiter unabhängig von einem großen Konzern"
Christian Schene
Nach gut zehn Jahren die Mehrheit am eigenen Unternehmen abzugeben, war für Gründer Christian Schene eine sorgfältig überlegte Entscheidung. „Es gab in der Vergangenheit immer mal wieder Konstellationen, in denen Maximus Joint-Venture- oder Beteiligungsangebote vorlagen, sagt Schene. Aber letztlich habe es nie gepasst. „Mir kam es aber immer zuallererst darauf an, wenn ich ein Stück Verantwortung teile, dass sie in den richtigen Händen landet. Und das ist im Fall von Klaus und Thilo Proff wirklich gegeben.“
Wichtig sei: „Durch die neue Konstellation bleibt Maximus Film weiter unabhängig von einem großen Konzern und ist damit genau wie jetzt ein Schnellboot zwischen all den großen Company-Schlachtschiffen.“ Mit den neuen Partnern will Maxismus wachsen. Durch die gesammelten Erfahrungen bei Dreharbeiten im Ausland hofft man in Zukunft auch auf internationale Aufträge. Schon jetzt arbeitet man mit zahlreichen Partnern im Ausland zusammen. National sieht Gründer Christian Schene gerade ein Comeback von Factual Entertainment.
„Gutes Factual kostet ein Zehntel von guter Unterhaltung, dafür hat es das Zeug für mindestens zehnmal mehr Runs. Factual ist zwar nie so shiny wie große Unterhaltung oder Fiktion, aber die Rechnung geht fast immer auf. Last but not least wollen und können wir sicherlich im öffentlich-rechtlichen Bereich noch die ein oder andere Tür öffnen.“ Mit dem MDR hat man berets Formate wie „Einfach genial“ und „Voss und Team“ umgesetzt und für Arte produzierte Maximus die Dokureihe „Die gefährlichsten Schulwege der Welt“.
"Maximus Film wird nicht plötzlich zum Produzenten für Boulevard, Comedy oder Scripted Reality werden"
Thilo Proff
Da könnte aber noch mehr gehen: „Es gibt noch mindestens zehn, zwölf öffentlich-rechtliche Sender, bei denen wir leider bisher noch nie übers Vorzimmer hinaus gekommen sind“, erklärt Schene im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Sein neuer Co-Geschäftsführer Thilo Proff ergänzt: „Natürlich werden wir auch in angrenzende Genrebereiche schielen und wenn sich eine attraktive Möglichkeit auftut, sicherlich auch neue Wege gehen. Aber Maximus Film wird nicht plötzlich zum Produzenten für Boulevard, Comedy oder Scripted Reality werden. Wir wollen Maximus Film aus dem heraus entwickeln, was sie sich als Expertise in den vergangenen 11 Jahren aufgebaut hat.“
Für Thilo und Klaus Proff ist die Übernahme der Mehrheit bei Maximus Film ein Seitenwechsel. Ist die Produzentenseite derzeit spannender? Beides sei reizvoll, wiegelt Thilo Proff diplomatisch ab. Und ergänzt im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de: „Gegenwärtig ist die Contentproduktion sehr reizvoll. Es gibt wesentlich mehr Möglichkeiten im Markt als vor ein paar Jahren. Die Diversifizierung und Fragmentierung, der Launch ständig neuer Sender befeuert auch die Suche nach mehr authentischem und exzellentem Content. Und dafür benötigen die Plattformen professionelle Partner.“
Obwohl beide Brüder jahrelang bei ProSiebenSat.1 tätig waren, wird die neue Aufgabe eine ungewohnte Zusammenarbeit. „Bei ProSiebenSat.1 haben sich unsere Wege nie gekreut. Natürlich haben wir über Themen gesprochen, uns Ratschläge geholt und Haltungen über bestimmte Dinge entwickelt, aber immer ohne direkte Berichtslinie und trotzdem waren wir in den meisten Themen immer deckungsgleich. Wir kommen beide aus dem Bereich Factual, lieben Reportagen und Dokumentationen. Deshalb war eine Zusammenarbeit immer naheliegend."
Proff betont immer wieder Tatendrang und Unternehmertum. "Unser Vater mittelständischer Unternehmer, deshalb sind wir entsprechend ‚sozialisiert‘ und freuen uns sehr darauf in Zukunft gemeinsam eine Medienfirma – und dann auch noch auf unserem inhaltlichen ‚home turf‘ – leiten zu können. Das haben wir uns lange gewünscht." Bescheidenheit ist da vermutlich fehl am Platz: "Unser Ziel ist es, dass Maximus Film die deutsche Top-Produktionsfirma für die Bereiche Info, Wissen und Abenteuer weltweit wird."