Es ist in Deutschland nicht üblich, über sein Gehalt zu sprechen - das weiß jeder, der selbst schon danach gefragt wurde. Doch ARD und ZDF finanzieren sich aus dem Rundfunkbeitrag aller, also sehen sich die Anstalten auch besonderen Transparenz-Forderungen gegenüber. Tatsächlich hat man in den vergangenen Jahren einiges in Sachen finanzieller Transparenz getan - und doch verweist man eben in vielen Fällen weiterhin auf wenig hilfreiche Gesamt-Etats und tut sich bei Einzel-Posten schwer. Das öffnet Spekulationen Tür und Tor, wie man derzeit exemplarisch wieder an der Diskussion über das Gehalt der Fußball-Experten Scholl und Kahn verfolgen kann.

"kress pro" berichtete am Dienstag über ein Gehalt von 1,6 Millionen Euro für Scholl und ebenfalls siebenstellige Zahlen für Oliver Kahn. Die Sender und die beiden Betroffenen dementierten aufs heftigste. Kahn sprach von einer "eklatanten Falschmeldung", mit der Neid und Missgunst geschürt würden, ARD-Sportkoordinator Balkausky von "beinahe schon vorsätzlicher Bösartigkeit" angesichts der nach seinen Angaben grob falschen Zahlen. Auf der ARD-PK am gleichen Nachmittag wiederholte man das Dementi, im Interview mit der "FAZ" sagt die ARD-Vorsitzende Karola Wille: "Ich staune selbst über diese Phantasiezahlen. Sie entsprechen nicht annähernd der Realität und entbehren jedweder Grundlage."

Diesen Aussagen gilt es blind zu vertrauen, denn die Sender verweigern jede nähere Einlassung über die Höhe der Bezüge, die sie mit Verweis auf Persönlichkeitsrechte der Betroffenen und Vertraulichkeit der Verträge auch nicht auf einen Korridor näher eingrenzen wollen. Die ARD wollte noch nicht mal sagen, wer eigentlich der Vertragspartner Scholls ist - ein gar nicht so unwichtiges Detail, weil durch Verträge mit kommerziellen Töchtern in der Vergangenheit nicht nur einmal die so häufig beschworene Kontrolle durch die Aufsichtsgremien umgangen wurde.

Dass ARD und ZDF so scharf dementieren würden, wenn die Zahlen denn tatsächlich in diesen Regionen lägen, ist kaum anzunehmen - doch aus der Welt zu schaffen sind die Spekulationen nur schwer, wenn keine Details genannt werden. Und so spekuliert heute nun die "Bild" munter weiter, jetzt immerhin mit Summen, die deutlich unter den von "kress" behaupteten Zahlen liegen. Ob sie näher an der Wirklichkeit sind? Unklar.

Nun sind Gehälter stets ein sensibles Thema. Bei den Intendanten von ARD und ZDF gingen manche immerhin - wie etwa die ARD-Vorsitzende Karola Wille - mit gutem Beispiel voran und legten ihre Gehälter offen, bevor es gesetzliche Regelungen gab, andere wurden dazu gezwungen. Bis heute tut sich aber mancher trotzdem schwer, die Zahl öffentlich auszusprechen, selbst wenn sie nachzulesen ist. Doch auch in anderen Bereichen will man keine konkreten Zahlen nennen und kommt aus dem Dementieren gar nicht mehr raus - etwa wenn es um die Bundesliga-Rechte geht. Während Sky ganz offen kommuniziert hat, wie teuer der Spaß in der nächsten Rechteperiode sein wird, bleibt die ARD still.

ARD-Programmdirektor Volker Herres beruft sich in diesem Fall gern auf vertragliche Regelungen. Wenn man am Bieterwettbewerb um die Bundesliga-Rechte teilnehme, verpflichte man sich, über die Gebote Stillschweigen zu bewahren - und er wolle ja schließlich nicht ins Gefängnis, so Herres auf der ARD-PK. Und warum darf Sky die Zahl dann nennen? Sonderrechte als Aktiengesellschaft, lautet hier die Begründung. Warum ARD und ZDF als beitragsfinanzierte Anstalten solche Sonderrechte nicht einfordern können sollen, sagt er nicht. Dass die DFL in diesem Fall kurzerhand auf die finanzstarken Partner verzichten würde, ist jedenfalls wirklich nicht anzunehmen. Und warum Sky seinen Aktionären mehr Rechenschaft schuldig sein sollte als ARD und ZDF den Beitragszahlern, erschließt sich auch nicht wirklich.

Und so ist es wohl eher eine willkommene Regelung, die aus anderen Gründen zupass kommt. "Wir befinden uns in einem wirtschaftlichen Wettbewerb mit privaten Konkurrenten und würden unsere Position schwächen, wenn wir von Beginn an alles offenlegen", sagt Karola Wille der "FAZ". Volker Herres führte auf der ARD-PK das Problem noch etwas näher aus: Weil es einen gedeckelten Sportrechte-Etat gebe, könnten sich bei künftigen Verhandlungen die Mitbieter ausrechnen, wie viel Geld die ARD genau noch übrig habe, wenn stets offengelegt würde, was für andere Rechte bezahlt worden sei. Und so schießen die Spekulationen wieder ins Kraut. Die letzten Schätzungen lagen bei 134 Millionen Euro pro Saison. "Ich verrate Ihnen zumindest, dass die Summe, die Sie hier aufrufen, bei weitem nicht stimmt", sagt Karola Wille dazu. Was "bei weitem" bedeutet, bleibt mal wieder unklar. Dem stets mitschwingenden Vorwurf der Beitragsverschwendung ist so aber eben nur schwer zu begegnen.