Als Präsident Uruguays hat sich José "Pepe" Mujica mit ihnen allen unterhalten: Mit Merkel, Obama, Putin und all den anderen großen und kleinen Staatsoberhäuptern. Ein Jahr nach dem Ende seiner Amtsperiode scheint ihm seine frisch gewonnene Freizeit jedoch nicht all zu sehr zu gefallen: Jetzt heuert der ehemalige Präsident nämlich bei der Deutschen Welle an. Für den staatlichen Auslandsrundfunk wird er ab September alle 14 Tage auf der spanischsprachigen Online-Seite der DW einen Videokommentar verfassen, in dem er wichtige Themen aus dem aktuellen Weltgeschehen in seiner Sichtweise einordnet. 

Es ist ungewöhnlicher Karriereschritt für einen ehemals hochrangigen Politiker, doch die Entscheidung passt durchaus zu Mujicas Biographie: Als der "weltweit ärmste Präsident" - so wurde er bezeichnet, da er von seinem 12.500 US-Dollar hohem Gehalt gerade einmal 10 Prozent behielt und den Rest spendete - hatte er schon immer ein Bedürfnis, die Fehler der modernen Welt aufzuzeigen. In seiner Kolumne, die den Titel "Bewusstsein des Südens - Die Welt nach Pepe Mujica" trägt, beklagt er auch weiterhin den "Fanatismus, die Korruption, die Gier nach Geld, die Steuerkrise, die mangelnde Bereitschaft in der Welt, die exzessive Konzentration des Reichtums zu besteuern und die Unfähigkeit globale Verträge zum Schutz von Leben und Natur abzuschließen". 

In der ersten Folge richtet Mujica seine Botschaft vor allem an junge Menschen, insbesondere Studenten, bei denen er "eine Art Beklemmungsgefühl vor dem Leben, vor der Zukunft" beobachte. "Eine Jugend, der es wirtschaftlich nicht schlecht geht, zumal sie solide auf dem Boden der Universitäten steht, die aber trotzdem Angst und viele offene Fragen hat." Sein Antrieb? "Noch nie besaß der Mensch so viele Ressourcen, eine solche Anhäufung an Wissen, eine so große Menge an Kapital, so viele Möglichkeiten, das Schicksal des Planeten zu ändern. Man könnte meinen, wir seien auf einem Blindflug, geblendet durch die Attraktivität der Kultur des Marktes, ohne uns daran zu erinnern, dass der wichtigste Schlüssel nicht der Markt, sondern das Leben ist."

"José Mujica ist eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten Lateinamerikas", sagt DW-Programmdirektorin Gerda Meuer. "Die Perspektive dieses charismatischen Staatsmannes mit der ungewöhnlichen Biografie erweitert die Vielfalt der Stimmen in unserem spanischsprachigen Angebot ebenso wie das erfolgreich angelaufene Gesprächsformat ‚La voz de tus derechos‘ mit der kubanischen Bloggerin Yoani Sanchez."