Bertelsmann-Vorstandsvorsitzender Gunter Thielen reagierte am Freitag gelassen auf die Bekanntgabe der Planungen der GBL. Man habe sich in den vergangenen Jahren auf einen möglichen Börsengang gut vorbereitet. Laut seinen Angaben erfolgte die betriebswirtschaftliche Steuerung bereits nach international anerkannten Steuerungsgrößen und der Konzernabschluss werde ebenfalls schon nach internationalen Standards erstellt. "Wir haben von Banken- auf Kapitalmarktfinanzierung umgestellt, verfügen über Ratings und betreiben bereits aktiv Investor Relations", so Thielen.
Kurz zuvor hatte die belgische Finanzholding Groupe Bruxelles Lambert, die etwa 25 Prozent an Bertelsmann hält, mitgeteilt, dass man einen Börsengang des Medienunternehmens anstrebt, sobald die Marktbedingungen stimmen. Man kündigte an, Mitte Mai vom Recht Gebrauch zu machen, den Börsengang von Bertelsmann zu verlangen. GBL war 2001 bei Bertelsmann eingestiegen. Die übrigen Anteile liegen in den Händen der Familie Mohn.
Bertelsmann ist derzeit eine nicht börsennotierte Aktiengesellschaft. Die Mehrheit am Unternehmen, 57,6 Prozent, sind im Besitz der Bertelsmann Stiftung. Weitere 17,3 Prozent hält die Gründerfamilie Mohn selbst. Die GBL hält 25,1 Prozent der Anteile. Die Finanzholding hatte die Bertelsmann-Anteile 2001 im Tausch gegen ihren 30-prozentigen Anteil am Fernsehkonzern RTL Group erhalten.
Der damals geschlossene Vertrag räumt der GBL das Recht ein, ihre Bertelsmann-Beteiligung an die Börse zu bringen. Die zwischenzeitlich verlängerte Frist zum Halten der Anteile läuft jetzt allerdings aus und GBL will den Börsengang.