Alle Jahre wieder wird in Köln der Deutsche Kamerapreis verliehen. Bereits zum 27. Mal fand die Preisverleihung in den Studios des Westdeutschen Rundfunks statt. Unter dem Vorsitz von Filmemacher Adolf Winkelmann wurden elf Preisträger aus über 400 Bewerbungen, die im März auf 23 Nominierungen herunter gebrochen wurden, ausgewählt. "Dieser Preis ist einzigartig, weil er ohne Rücksicht auf Markt und Moden, auf kommerziellen Erfolg und Quoten einfach nur die künstlerische Leistung und Phantasiearbeit der Bildgestalter und Editoren auszeichnet", hebt Adolf Winkelmann die Relevanz des Preises hervor.

"Vor 35 Jahren ist der Preis zum ersten Mal verliehen worden - um jene Bildgestalter in den verdienten Mittelpunkt zu stellen, die uns mit ihren Bilderwelten auf besondere Weise berühren und faszinieren. Exzellenz auszeichnen und Talente fördern - diese Grundidee des Deutschen Kamerapreises ist so aktuell wie am ersten Tag", meint Christoph Augenstein, Geschäftsführer des Deutschen Kamerapreises Köln e. V. im Rahmen der Veranstaltung. Freuen durfte sich am Samstag unter anderem Jo Heim, der den Ehrenpreis entgegen nehmen durfte und damit für sein genreübergreifendes Schaffen, das er virtuos beherrsche, geehrt wurde. Geht es nach der Jury, dann verleiht Heim mit einer unglaublichen Vielfalt in der Gestaltung den Geschichten seiner Filme Raum für die Fantasie ihrer Betrachter, heißt es in der Begründung.

Für die Beste Kamera bei einem Kinospielfilm wurde in diesem Jahr Christoph Krauss für seine Bildgestaltung in der Produktion "Manifesto", in der er einer Videoinstallation des Künstlers Julian Rosefeldt zum Sprung auf die Kinoleinwand verhilft, ausgezeichnet. "Diese gelungene Transformation verdankt sich einerseits dem Regie-Konzept, andererseits der geradezu majestätischen Kameraarbeit", so die Jury. "Es ist die besondere Leistung der Kamera, die Bandbreite der unterschiedlichen Settings auf eine nahezu metaphysische Weise zu verbinden."

Beim Fernsehfilm geht der Preis für die Beste Kamera an Börres Weiffenbach, der nach Ansicht der Jury im Wirtschaftsthriller "Dead Man Working" mit seiner Kamera sichtbar mache, was sonst nur im Verborgenen bliebe. "Menschen, die als Versuchstiere in gläsernen Käfigen eingesperrt sind. Mathematische Formeln, die schwebend grafische Muster auf Menschen und Räume werfen", so die Begründung der Jury. "Das abstrakte Mach- und Machtwerk der Finanzjongleure versinnlicht sich in seiner Kameraführung auch im Cinemascope-Format."

Zu den weiteren Gewinnern gehört auch Attila Boa, der für das dokumentarische Experiment "Untitled" sein Staunen, seine Neugier und Empathie mit dem Publikum geteilt habe, meint die Jury und verleiht ihm deshalb den Preis für die Beste Kamera in der Rubrik Dokumentarfilm/Dokumentation. Im Bereich Outdoor Film ehrte die Jury Maximilian Pittner für die Beste Kamera beim Film "Urban Cowboiz", worin das Leben der Irish Travellers und ihre Beziehung zu Pferden portraitiert wurde. Die Beste Kamera für einen Kurzfilm ging am Samstag an Erik Schmitt für den dritten Teil seiner Berlin-Kurzfilmtrilogie "Berlin Metanoia". In der Reportage "Weltreisen: Indonesien: Die Kinderjockey von Sumba" brillierte die Kamera von Wolfgang Schick, urteilte die Jury – und zeichnete ihn daher für die Beste Kamera in der Kategorie Journalistische Kurzformate aus.

Für den besten Schnitt wurden am Samstag Chris Wright und David Wieching ausgezeichnet. Erster bekam die Auszeichnung in der Kategorie Langformat. Die Jury lobte damit sein Schaffen in "Fighter", worin seine Montage es geschafft habe, das offensichtlich aggressive Thema Mixed Martial Arts liebevoll umzusetzen, meint die Jury. David Wieching unterdessen wurde für den Anne-Will-Clip des "Neo Magazins Royale" ausgezeichnet. Wieching habe die Erwartungshaltungen unterlaufen und gekonnt mit Fernsehzitaten und -klischees gespielt, heißt es in der Begründung. Die Montage sei "ein selbstreferenzieller, dekonstruktiver Trip durch die Medienwelten, der dem Zuschauer den Boden unter den Füßen wegzieht, ihn durch die diversen Tunnel des TV-Trashs fallen lässt, nur um ihn gleich wieder auf dem heimischen Sofa auszuspucken."

Bleiben noch die Nachwuchspreise, welche von der Film- und Medienstiftung NRW sowie Panasonic gestiftet werden und mit jeweils 5.000 Euro dotiert sind. Die Preise gingen hier an Joe Berger für "Cigarbox Blues" und Felix Striegel für "Watu Wote". Das WDR Fernsehen zeigt einen Zusammenschnitt der von Thomas Herrmanns moderierten Preisverleihung am kommenden Montag um 23:40 Uhr.