Donald Trump, Türkei, Nordkorea, die Bundestagswahl und der anstehende G20-Gipfel: Politik-Journalisten haben derzeit viel zu tun. ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke hat sich in einem Interview mit dem Branchenmagazin "journalist" für eine objektive und sachlich-nüchterne Berichterstattung ausgesprochen. "Wir haben uns nicht zu positionieren. [...] Wir sollten den Teufel tun, unserem Publikum zu sagen, was es zu denken hat. Auch nicht zwischen den Zeilen", sagt Gniffke. Sonst würde man seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen, warnt er.

Dass es in den Nachrichtensendungen der ARD durchaus auch kritische Untertöne gegenüber der Pegida-Bewegung gegeben habe, gibt der ARD-aktuell-Chefredakteur zu, sagt aber auch: "Daraus haben wir gelernt. Das Herz eines Journalisten darf nie übers Hirn bestimmen, sonst wird das Denken beeinträchtigt. Für Pegida gilt daher ebenso wie für Trump: Wir haben nicht zu fragen oder gar zu beantworten, ob uns populistische Bewegungen oder demokratisch gewählte Präsidenten gefallen oder nicht."

Beim kommenden G20-Gipfel werde man keine "Trump-Festspiele" veranstalten, es seien schließlich noch genügend andere, wichtige Personen vor Ort. Dennoch sagt Gniffke auch, dass er sich derzeit niemand anderen als den US-Präsidenten vorstellen kann, mit dem ein Gespräch spannender wäre. "Wenn wir die Chance bekommen, nutzen wir sie, werden es aber auch überleben, falls sich der US-Präsident andere Wege sucht, um mit uns zu kommunizieren."

Die zuletzt gestartete Aktion "Sag's uns ins Gesicht", bei der Gniffke und andere bekannte ARD-Journalisten mit Facebook-Usern via Livestream diskutierten, wertet der Chefredakteur als Erfolg und kündigt eine Fortsetzung an. "Wir haben uns da selbst einen Standard gesetzt, an dem wir künftig kaum vorbei kommen. Form und Frequenz gilt es noch zu diskutieren. Aber die Chance, dem Chefredakteur ins Gesicht zu sagen, was man von unserer Arbeit hält, werden wir dem Publikum weiter geben."