Gute Karten für Sat.1 im Fußball-Poker

Die Karten des Senders stehen gut, weil sowohl ARD als auch RTL ihr Desinteresse bekundet haben, berichtet die Financial Times Deutschland. Demnach habe ARD-Vorsitzender Jobst Plog mit dem Hinweis abgewunken, der öffentlich-rechtliche Sender habe "andere Prioritäten". Auch RTL hat laut Informationschef Hans Mahr "kein Interesse an der Bundesliga". Somit bleibe Sat.1 der einzige ernsthafte Gesprächspartner der Schweizer Rechtefirma Infront Sports-Media, Nachfolgerin von Kirch Sport.

Aus der Sicht von Sat.1 hat die Bundesliga längst ihre Attraktivität verloren, zumindest zum derzeitigen Preis von jährlich 80 Mio. Euro. Fußball ist für das Sorgenkind der ProSiebenSat.1-Gruppe unter den derzeitigen Bedingungen ein defizitäres Geschäft. Deshalb will Sat.1 nur noch 50 Mio. Euro für die nächste Saison zahlen und ist bereit zu riskieren, dass andere Sender sich die TV-Rechte schnappen. Das Desinteresse von ARD und RTL aufgrund des gestiegenen Kostendrucks kommt in diesem Poker gelegen. Bisher wurden die Preisvorstellungen von Sat.1 immer durch Gegenofferte in die Höhe getrieben.

Die Schweizer Rechtefirma unter dem Management von Oscar Frei und dem Ex-Fußballstar Günter Netzer muss jährlich 290 Mio. Euro an die DFL abliefern. Bisher kamen 80 Mio. davon von Sat.1, knapp 20 Mio. Euro zahlte die ARD und 148 Mio. Euro der Abo-Sender Premiere. Setzt sich Sat.1 durch, könnte das Defizitgeschäft noch mehr ins Minus rutschen. Zudem verlangt laut FTD auch Premiere eine Reduzierung des Preises. RTL will ebenfalls für die Champions League weniger zahlen. Sollten die Rechtehändler nicht auf die Wünsche der TV-Sender eingehen, drohe eben der Verzicht auf den Fußball. Der Vertrag zwischen DFL und Infront Sports-Media kann frühestens ab der Saison 2004/05 gekündigt werden. Danach muss die Bundesliga ohnedies mit einem deutlich geringeren Preis rechnen.