Wie weit muss die finanzielle Transparenz bei aus öffentlichen Geldern bezahlten Institutionen wie den öffentlich-rechtlichen Sendern gehen? Eine Diskussion, die hierzulande zuletzt im Sommer vergangenen Jahres im Zuge der Scholl-Affäre hochkochte: "kress pro" hatte damals über das angebliche Millionen-Gehalt der Fußball-Experten Mehmet Scholl und Oliver Kahn berichtet, ARD und ZDF dementierten aufs heftigste, sprachen von "beinahe schon vorsätzlicher Bösartigkeit" - konnten oder wollten aber nicht mit den tatsächlichen Zahlen kontern. Unter Verweis auf Persönlichkeitsrechte der Betroffenen und Vertraulichkeit der Verträge wollte man sich noch nicht mal auf einen groben Korridor festlegen, in dem sich die Gehälter bewegen.

In Großbritannien hat die Regierung die BBC nun genau zu dieser Transparenz verdonnert: Mit Vorlage des neuen Annual Reports musste der Sender erstmals die Gehälter all jener Stars veröffentlichen, die mindestens 150.000 britische Pfund pro Jahr verdienen. Unter Theresa May wurde diese Grenze, die ursprünglich bei 450.000 Pfund hätte liegen sollen, also sogar nochmal deutlich gesenkt. Gern geht dabei auch die BBC diesen Schritt nicht. BBC-Boss Tony Hall bezeichnete die neuen Regelung als unfair, weil nur die BBC dazu verpflichtet ist, was sie im Wettbewerb mit anderen benachteilige. Zudem werden allgemein steigende Gehälter befürchtet: Die Verhandlungen mit Stars dürften wohl tatsächlich nicht einfacher werden, wenn bekannt ist, wieviel andere verdienen. Schon im Vorfeld sah sich die BBC zudem gezwungen, die teils sehr hohen Zahlungen zu verteidigen, schließlich stehe man in einem harten Wettbewerb um die größten Stars. Denen wiederum sicherte man Unterstützung zu, schließlich müssen diese sich nun ggf. selbst für ihr nun öffentlichtes Gehalt rechtfertigen.

Das mit Abstand höchste Gehalt bekommt nach den nun veröffentlichten Zahlen Chris Evans. Es liegt bei knapp über 2,2 Millionen Pfund pro Jahr. Evans moderiert die Morningshow von Radio 2, ein beträchtlicher Teil wird aber auch auf seine kurzzeitige Tätigkeit als Moderator von "Top Gear" entfallen. Auch sonst zahlt die BBC aber beachtliche Beträge an seine Radio-Stars: Steve Wright erhält zwischen 500.000 und 550.000 Pfund, weitere sieben Moderatoren liegen bei mehr als 250.000 Pfund.

Platz 2 auf der Liste der bestbezahlten BBC-Stars belegt Gary Lineker. Für seine Moderationen im Sport-Bereich - unter anderem des Flaggschiffes "Match of the Day" am Samstagabend - erhält er zwischern 1,75 und 1,8 Millionen Pfund. Der Fußball-Experte Alan Shearer bekommt zwischen 400.000 und 450.000 Pfund, Sue Barker liegt bei 300.000 bis 350.000 Pfund. Das drittgrößte BBC-Gehalt streicht der Moderator Graham Norton ("The Graham Norton Show") ein. Er kann sich über ein jährliches Gehalt von 850.000 bis 900.000 Pfund freien. Jeremy Vine liegt bei 700.000 bis 750.000 Pfund, John Humphrys streicht zwischen 600.000 und 650.000 Pfund ein.

Bei der Soap "EastEnders" kommen die Top-Verdiener Danny Dyer und Adam Woodyatt auf über 200.000 Pfund, bestbezahlter Schauspieler ist Derek Thompson mit 350.000 bis 400.000 Pfund. Er ist von Beginn an Darsteller in der Krankenhaus-Serie "Casualty". Co-Star Amanda Mealing bekommt zwischen 250.000 und 300.000 Pfund. Im Nachrichten-Bereich bekommen Huw Edwards über 550.000 Pfund, ansonsten sind George Alagiah und Nicholas Robinson die bestbezahlten Personen mit einem jährlichen Salär zwischen 250.000 und 300.000 Pfund.

Genrell sind gut zwei Drittel der Top-Verdiener über 150.000 Pfund bei der BBC Männer. Nur zwei Frauen finden sich in der Gehaltsklasse über 400.000 Pfund wieder: Claudia Winkleman ("Strictly Come Dancing") und Alex Jones ("One Show"). Demgegenüber stehen aber zwölf Männer dieser Gehaltsklasse. An dieser Ungleichheit will die BBC sukzessive etwas ändern - und alle schlechter bezahlten Frauen haben nun zumindest eine gute Verhandlungsbasis, nachdem die Gehälter der Männer offenliegen.

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