Es ist der Sommer des Umbruchs im Schweizer Pay-TV-Markt. Mitte Juni jubelte zunächst noch Teleclub, das Pay-TV-Angebot der Schweizer Swisscom, über eine Einigung mit Discovery. Eine exklusive Vereinbarung sichert Teleclub-Abonnenten jene 40 Spiele der deutschen Fußball-Bundesliga, die von Discovery erworben und über die Marke Eurosport gezeigt werden. „Mit diesem Rechtepaket runden wir unser Bundesliga-Angebot ab“, sagte Dr. Wilfried Heinzelmann, CEO der CT Cinetrade AG und der Teleclub AG, noch am 21. Juni. Schließlich waren auch die Sky-Übertragungen der deutschen Fußball-Bundesliga in den vergangenen Jahren exklusiv bei Teleclub zu sehen.

Am 11. Juli folgte dann die, aus Sicht von Teleclub/Swisscom, vermeintlich böse Überraschung: Kabelnetzbetreiber UPC, der wie das deutsche Unitymedia zu Liberty Global gehört, hat sich für sein neues Sport-Paket Mysports jene Sky-Übertragungen der ersten und zweiten Bundesliga gesichert, die bislang bei Teleclub zuhause waren. Der Coup im Schweizer Pay-TV-Markt ließ Teleclub wenige Wochen vor dem Start der neuen Fußball-Saison alt aussehen. Doch damit nicht genug. Wenige Tage später kündigt Sky an, künftig selbst im Schweizer Markt agieren zu wollen „Sky kommt in die Schweiz! Sky arrive en Suisse!“ heißt es auf einer eigens eingerichteten Info-Website, bei der sich interessierte Nutzer schon einmal registrieren konnten.

Nur über Sublizenzen und ohne eigene Kundenbeziehungen im Markt vertreten zu sein, war dem inzwischen paneuropäisch agierenden Sky schon länger ein Dorn im Auge. Wie der Markteintritt von Sky in der Schweiz aber konkret aussehen sollte, blieb lange unklar. Schließlich würde man dann gegen die Sublizenzierung - einst Teleclub, nun UPC - antreten. Eine eigene Sky Sports App kam ins Gespräch, befeuert durch die Übernahme des Schweizer Videostreaming-Unternehmens Homedia durch Sky einige Wochen zuvor. So machte man sich dann auch bei Teleclub öffentlich Hoffnungen darauf, seinen Kunden diese neue Sky Sports App anbieten zu können.

Es wäre die letzte Chance gewesen, den eigenen Abonnenten noch zu liefern, wofür sie ihre Abo-Gebühr bezahlen. In der Schweiz entwickelte sich zuletzt alles binnen weniger Tage. Ein turbulenter Sommer. Vergangene Woche gab UPC bekannt, jene Sport App seinen Kunden zugänglich zu machen. Swisscom, noch ohne einen Deal mit Sky, gab am Montag dieser Woche bekannt, seinen Teleclub Sport-Kunden bis 30. Juni 2018 die monatliche Gebühr von 12,90 Franken zu erlassen. Ohne entsprechende Inhalte, kann man kaum das Geld dafür verlangen.

Nun kommt Sunrise Communications, das nach Swisscom zweitgrößte Schweizer Telekommuikationsunternehmen, und wird weiterer Partner des Schweizer Markteintritts von Sky. Streiten sich zwei, freut sich der Dritte: Für Sunrise ist es ein Coup. Lange haben Teleclub (Swisscom) und UPC (Liberty Global) um die teuren Sublizenzierungen von Bundesliga-Rechten für die Schweiz gekämpft. Der Kampf wirkt aus jetziger Sicht kurios. Dank der Sky Sports App ist nun auch Sunrise mit im Rennen.

Noch fehlen zahlreiche Details wie konkrete Preise und Angebote. In einer  Pressemitteilung verkündet am Donnerstag zunächst einseitig Sunrise "eine enge Partnerschaft mit Sky" und den Start der Sky Sports App - programmiert von dem vor wenigen Wochen übernommenen Homedia, der auch schon Dienstleister von Sunrise eigenem TV-Angebot war. Zum Marktstart bietet Sunrise seinen Abonnenten, egal ob Mobilfunk- oder TV-Kunde, die Sky Sports App bis Ende Oktober diesen Jahres kostenfrei an. Im Herbst soll die Sky Sports App dann auch auf der Sunrise-eigenen TV-Box verfügbar sein.

„Sämtliche Einzelheiten zum neuen Sky Sport-Angebot werden im Laufe des Monats bekannt gegeben“, heißt es weiter in der knappen Mitteilung. Mit Sport will man anfangen, doch weitere Genres sollen folgen. Von Sky selbst gab es am Donnerstagmorgen noch keine Kommunikation. Die soll in den kommenden Tagen mit den konkreten Konditionen und weiteren Details folgen. Und das aus gutem Grund: Auch Swisscom und Sky sind offenbar wieder im Gespräch über die Verbreitung der neuen Sky Sports App. Diesen Abschluss will Sky vermutlich abwarten.

Am Ende des ganzen Theaters hätte dann Swisscom (Teleclub) Sky via App im Angebot ohne die zuletzt so teure Sublizenzierung, UPC hätte Sky via App und Sublizenzierung und Sunrise wäre erstmals und ganz ohne den Poker um die bisherigen Sublizenzierung in der Lage, Sky via App anzubieten. Der Schweizer Pay-TV-Markt bleibt in Bewegung und die Frage, wer wen als nächstes überrascht, spannend.