Veränderungen am RTL-Design sind in den vergangenen Jahren meist nur sehr behutsam vorgenommen worden. So gesehen kam es schon einer kleinen Revolution gleich, als das Logo des Kölner Senders 2015 im Rahmen einer Werbekampagne plötzlich schräg daherkam. Wenn sich RTL jetzt zum 1. September ein neues On-Air-Design zulegt, dann fällt der Schritt allerdings noch etwas radikaler aus. "Wir hatten die Wahl zwischen einem kleinen, einem großen und einem sehr großen Schritt und haben uns ganz bewusst für den sehr großen Schritt entschieden", sagt Björn Klimek, Leiter Marketing und Creative Director RTL, im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de.

 

Die dunkle und dadurch edel wirkende Optik weicht frischen Farben, das RTL-Logo wurde von glänzenden Schimmern befreit und in den Trailern kommen die Logos der einzelnen Sendungen in weißer Schrift auf buntem Grund plötzlich stark vereinfacht daher. Ziel war es, eine engere Verbindung zwischen den Format-Marken und der Sender-Dachmarke herzustellen, erklärt Klimek. "Wir möchten den Formatwelten ihre Eigenständigkeit lassen, sie aber gleichzeitig wieder näher an die RTL-Dachmarke heranführen." Das wirkt tatsächlich ebenso frisch wie innovativ und sorgt für eine ganz andere Anmutung und Dynamik als bisher.

RTL-On-Air-Design© RTL

Deutliche Veränderungen gibt es zudem bei der Ansprache der Zuschauer. Der "Wow"-Trailer, der jüngst bereits zum Einsatz kam (Video hier ansehen), zeigt ganz gut, in welche Richtung man in Köln inzwischen denkt. Wo man bislang gerne am großen Rad drehte, gibt sich RTL nun wesentlich cooler. Die "Superlative" habe man schon seit 2015 zurückgefahren, betont Marketing-Chef Björn Klimek gegenüber DWDL.de. "Wir haben dem Pathos und den ganz großen Gefühlswelten nicht abgeschworen, wollen aber die Zuschaueransprache spürbar verändern. Es geht um einen Spagat zwischen den Zuschauern, die mit der bisherigen Ansprache groß geworden sind, und einer neuen Zuschauergruppe, die wir RTL als Marke vorstellen und näherbringen wollen."

Dafür brauche es nun eben einen anderen Zugang als bisher, so Klimek. Erkennen lässt sich die neue Ansprache auch in Unterbrechungen, in denen RTL seinem Publikum etwa einen schönen Tag wünscht oder sich freut, dass die Zuschauer dabei sind (Video hier ansehen) – Freundlichkeit first, könnte man sagen. Freundlicher und nahbarer gibt sich RTL zugleich in den neuen Werbetrennern, die einen Blick hinter die Kulissen erlauben sollen. Neu ist, dass manche Sendergesichter wie Moderatorin Inka Bause das Publikum direkt ansprechen und sie beispielsweise bitten, dran zu bleiben (Video hier ansehen). Der Schritt passt gewissermaßen zur ausgegeben Strategie, verstärkt in Eigenproduktionen investieren zu wollen. Mit amerikanischen Köpfen wäre so etwas nicht ganz so leicht umzusetzen.

"Mit unseren neuen Werbebreaks zeigen wir den Zuschauern ihre Stars bei der Produktion – schließlich sind es ja die Menschen, die für unser Publikum arbeiten", sagt der Marketing-Leiter des Senders. "Auf diese Weise möchten wir in nur drei Sekunden ein authentisches Gefühl vermitteln." Die vermeintliche Authentizität kann im Fernsehen oft schiefgehen, im Falle der neuen Werbetrenner scheint der Schritt aber durchaus gelungen zu sein.