Gleich mehrfach ist nach der Bundestagswahl im Hinblick auf das starke Ergebnis der AfD Kritik an ARD und ZDF geäußert worden. Der Tenor: Die öffentlich-rechtlichen Sender hätten die AfD erst groß gemacht. ARD-Chefredakteur Rainald Becker wies diesen Vorwurf bereits "entschieden zurück" und sagte: "Wir haben die von den Parteien selbst in den Vordergrund gerückten Themen in den vergangenen Wochen abgebildet, kritisch hinterfragt und zur Diskussion gestellt. Den Wahlkampf führen immer noch die Parteien und nicht das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Wir machen keine Partei groß oder klein."

Ähnlich äußerte sich nun auch ZDF-Chefredakteur Peter Frey. "Vieles von dem, was wir da gehört haben, hat mit dem Wahltag zu tun, mit Enttäuschung über Wahlergebnisse", erklärte Frey am Mittwoch im "ZDF-Morgenmagazin". "Wir alle haben Anlass darüber nachzudenken, was die AfD stark gemacht hat; was dazu geführt hat, das zum ersten Mal in der Bundesrepublik eine Partei am ganz rechten Rand in den Bundestag eingezogen ist. Da sollte man nicht nur auf die Medien, sondern auch auf die Parteien gucken, und die Frage stellen, welche Themen wurden da eigentlich liegen gelassen."

Im Vorfeld der Wahl habe man im ZDF auf das Prinzip der abgestuften Chancengleichheit gesetzt und einen Vertreter der AfD zwar zur Schlussrunde eingeladen, nicht aber zum sogenannten "Triell" der kleinen Parteien. Zugleich verwies er darauf, dass in der Sendung "Maybrit Illner" seit Anfang 2016 bei knapp 400 Gästen lediglich elf Vertreter der AfD eingeladen worden seien, also weniger als drei Prozent. "Das zeigt sehr deutlich, dass wir niemanden benutzen, um unsere Quoten nach oben zu treiben", erklärte der ZDF-Chefredakteur, der sich zugleich für mehr Gelassenheit im Umgang mit Provokationen aussprach.

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"Aber wenn gezielte Grenzüberschreitungen gemacht werden, zum Beispiel auf dem Feld der Erinnerungspolitik, der Geschichtspolitik, dann muss man das auch markieren. Und dann muss man auch eine öffentliche Debatte anregen", so Peter Frey im ZDF. Mit Blick auf den Einzug der AfD in den Bundestag sagte er: "Ich bin sicher, unsere Demokratie ist stärker, wir werden das aushalten." Man dürfe sich letztlich nicht nur auf das verengte Themen-Set der AfD einlassen, so sein Rat. "Wir müssen sie zwingen, zu den ganz normalen politischen Dingen Stellung zu nehmen - on der Rente über die Pflege, wie hoch müssen die Steuern sein, wie organisieren wir hier eine gute Bildung?"