Die wichtigen Entscheidungen, was ARD und ZDF im Internet dürfen und wie viel die Öffentlich-Rechtlichen sparen sollen, werden wohl im kommenden Jahr getroffen. Als oberster ARD-Verhandler wird dann BR-Intendant Ulrich Wilhelm fungieren, der im neuen Jahr turnungsgemäß den ARD-Vorsitz von Karola Wille übernimmt. In einem Interview mit der "Augsburger Allgemeinen" hat Wilhelm nun schon einmal aufgezeigt, auf welchen Standpunkten er steht. Wilhelm sagt, der Reformwillen sei vorhanden. Man wolle künftig stärker zusammenarbeiten, um effizienter zu werden.

Insgesamt wollen die Öffentlich-Rechtlichen bis 2028 rund 1,2 Milliarden Euro einsparen. Der Politik ist das aber offenbar nicht genug. Sollte der Rundfunkbeitrag ab 2021 stabil bei 17,50 Euro bleiben, müssten ARD, ZDF und Deutschlandradio wohl rund drei Milliarden Euro mehr einsparen. Diese Größenordnung bestätigt Wilhelm in dem Interview.  "Eine solche Summe ließe sich leider nur mit überall sichtbaren Folgen im Programm streichen. Zugleich sagen die Ministerpräsidenten aber, dass sie keinen Programmabbau wollen. Das ist ein Widerspruch in sich, die Rechnung geht nicht auf."

Man wolle gar nicht immer mehr Geld, sagt Wilhelm. "Wofür wir aber werben, ist zumindest ein Ausgleich der Teuerung. Den hatte der BR in den vergangenen Jahren nicht mehr und ohne den geht’s schlicht nicht." Viele Bürger würden das sicher verstehen, sagt der BR-Intendant. Man habe wie alle Unternehmen steigende Energie- und Lohnkosten. "Der Rundfunkbeitrag dagegen ist seit Jahren gleich geblieben und zuletzt gesunken, auf jetzt 17,50 Euro. Wenn ein Ausgleich ausbleibt, müssen wir die Qualität ausdünnen."

Den Eindruck, viele Menschen würden gerne auf die Angebote der Öffentlich-Rechtliche verzichten, hat Wilhelm indes nicht. Das Ansehen und die Akzeptanz der Programm sei gerade in Bayern hoch. Dennoch sollte man sich jeder Diskussion stellen, sagt Wilhelm und betont, kritik- und lernfähig zu sein. "Aber am Ende ist es eben so: Qualität hat ihren Preis."

Die zuletzt aufgeheizte Stimmung zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Verlagen führt Wilhelm darauf zurück, dass nun wichtige Entscheidungen über den Auftrag von ARD und ZDF anstünden - da wachse die Hektik. Am Ende müsse ein fairer Interessensausgleich stehen, dazu sei ein ruhiges Gesprächsklima besser. "Zeitungsverlage und der öffentlich-rechtliche Rundfunk haben viel mehr gemeinsam, als sie trennt", sagt Wilhelm und nennt den Kampf gegen Fake News und die Konkurrenz durch Google, Facebook oder Amazon als Beispiel. "Wenn wir nicht wollen, dass diese künftig allein über die Inhalte im Internet bestimmen, müssen alle Qualitätsmedien in Deutschland und Europa dem gemeinsam etwas entgegensetzen."