Nur wenige haben sich bislang zu den Vorwürfen gegen Dieter Wedel geäußert, jetzt hat sich mit Nico Hofmann jedoch eine prominente Stimme der Branche zu Wort gemeldet. In einem Beitrag in der "Bild"-Zeitung erklärte er, dass "jeder" gewusst habe, "dass bei Dieter Wedel ein rauer Ton am Set herrschte, aber von sexuellen Übergriffen - oder sogar Vergewaltigungen - war mir nichts bekannt". Dementsprechend habe ihn die Schwere der Vorwürfe überrascht.

Nach seiner Ansicht hätte es nicht passieren dürfen, dass sich Schauspieler oder Team-Mitglieder, die alles gewusst haben, erst jetzt zu Wort melden. "Wenn alles, was aktenkundig ist, geschehen ist, hätte niemand schweigen dürfen", so Hofmann. "Wer Zeuge solcher Übergriffe wird, egal in welcher Situation, muss sich äußern. Daran besteht für mich kein Zweifel. Jeder muss Position beziehen. Keiner darf sich rausreden."

Zugleich betonte der UFA-Geschäftsführer, dass nun keine Diskussion über Wedel allein geführt werden müsse, "sondern vielmehr, wie wir als Gesellschaft insgesamt mit dem Thema Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, aber auch zwischen Mann und Mann umgehen". Die Debatte habe weit über die Filmbranche hinaus Bedeutung. "Sie hat in allen Lebensbereichen ihre Berechtigung, sie ist mehr als notwendig. Und es beschämt mich, dass wir als Gesellschaft erst jetzt damit anfangen. Uns steht eine längst überfällige Standortbestimmung bevor, wie wir als Männer und Frauen miteinander umgehen."

Mit Blick auf Wedel schrieb Hofmann, dass der Regisseur "ein einzigartiges Werk vollbracht" habe und ein Teil deutscher Fernsehgeschichten bleiben werde. Verbieten solle man seine Filme nicht. Man müsse sie aber einer neuen Betrachtung unterziehen. "Sie werden neu für sich und über ihn sprechen. Er muss sich dafür aber die Frage gefallen lassen, ob er für seinen Erfolg Menschen gebrochen hat", so Nico Hofmann in der "Bild"-Zeitung.

Zuvor hatte Regisseur Simon Verhoeven in einem Facebook-Posting schärfere Worte gefunden und Wedel unter anderem als "Monster" bezeichnet. "Ich schäme mich für die Mechanismen meiner Branche, die es diesem Sadisten und brutalen Gewalttäter erlaubt haben, jahrzehntelang Frauen zu vergewaltigen und Menschen zu quälen", schrieb Verhoeven. Es sei Zeit, sich von Wedel zu distanzieren und "seine Serien nie wieder auszustrahlen".