Die Geschichte der Weinstein Co. hat auch in den letzten Zügen das Zeug zum Thriller mit filmreifen Wendungen. Zwei Mal standen die Gespräche mit der Investorengruppe um Ron Burkle und Maria Contreras-Sweet allein in den letzten beiden Wochen vor dem Scheitern. Erst wollten die Investoren nicht mehr, als das Büro des New Yorker General Attorney (eine Art Mischung aus Justizminister und Generalstaatsanwalt) Schneiderman ankündigte, auch gegen das Unternehmen vorzugehen und Auflagen für einen möglichen Verkauf machte. Als man sich uner Vermittlung Schneidermans dann doch schon weitgehend auf einen neuen Deal geeinigt hatte, brach der Aufsichtsrat der Weinstein Co. die Gespräche ab, weil die Investoren sich weigerten, eine Zwischenfinanzierung zur Verfügung zu stellen, damit das Unternehmen zumindest die laufenden Ausgaben für Gehälter decken kann, bis der Verkauf über die Bühne ist.

Eine Pleite schien zu diesem Zeitpunkt unausweichlich - die wiederum zahlreiche Verlierer hervorgebracht hätte. Nicht nur die Mitarbeiter hätten wohl ihre Jobs verloren und die Kreditgeber ihr Geld, auch Entschädigungen für die Opfer von Harvey Weinstein wären schwerer umsetzbar gewesen. Also trommelte Schneiderman die Parteien wieder zusammen - und nach einer Marathon-Verhandlung am Donnerstag steht nun der neue Deal.

Der sieht vor, dass die Investorengruppe um Burkle und Contreras-Sweet nun die Vermögenswerte der Weinstein Co. übernimmt und in eine neues Unternehmen überführt, das natürlich den verbrannten Namen "Weinstein" nicht mehr im Titel führen wird. Um sich möglichst weit von der unrühmlichen Weinstein-Vergangenheit zu distanzieren, soll die Führung des Unternehmens voraussichtlich überwiegend weiblich besetzt werden. Die Investoren sollen 225 Millionen Dollar an Verbindlichkeiten der Weinstein Co., die schon vor dem Skandal  um Harvey Weinstein in finanziellen Schwierigkeiten steckten, übernehmen und weitere 275 Millionen US-Dollar Eigenkamptal einbringen. Darüber hinaus soll ein Entschädigungsfonds für Opfer von Harvey Weinstein in Höhe von 90 Millionen US-Dollar eingerichtet werden.

Der Aufsichtsrat der Weinstein Co. erklärte: "Der Deal bietet einen klaren Weg für die Entschädigung der Opfer und schützt die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter. Wir schätzen die Bemühungen von Attorney General Schneiderman und seinen Mitarbeitern, Maria Contreras-Sweet, Ron Burkle und seinem Team bei Yucaipa, dass dieses Abkommen zustande kam. Wir betrachten das angesichts der unglaublich schwierigen Umstände als gutes Ergebnis."