Ein neues Vormittagsprogramm im Ersten erregt schon vor dem Sendestart die Gemüter, sowohl beim ZDF als auch innerhalb der ARD. Nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de will Das Erste die quotenschwachen Wiederholungen seiner Telenovelas „Rote Rosen“ und „Sturm der Liebe“ am Vormittag durch ein neues Magazin ersetzen. Titel der Sendung, die im Mai starten soll: „Live nach neun“. Ein Moderatorenduo führt durch eine Sendung mit Gästen, Beiträgen und Live-Schalten in die Republik.

Aktuelle und saisonale Themen, Service-Beiträge und ein bisschen Prominenz - mit dieser Mischung ist bereits seit 1999 jeden Vormittag „Volle Kanne“ im ZDF auf Sendung. Kein Wunder also, dass aus Mainz nach DWDL-Infos bereits Protest gegen die vom WDR verantwortete neue Sendung am Vormittag formuliert wurde. Das Signal sei fatal, heißt es beim ZDF. Zuletzte mühten sich ARD und ZDF schließlich, manche Doppelstrukturen abzubauen.

Gerade erst hat man beim ebenfalls im Wechsel zwischen ARD und ZDF veranstalteten Mittagsmagazin in Berlin noch auf Synergien gesetzt: Dort nutzt das vom RBB für die ARD produzierte „Mittagsmagazin“ in seinen Sendewochen das Hauptstadtstudio des ZDF. "Die Zeichen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk stehen auf mehr Miteinander", sagte rbb-Intendantin Patricia Schlesinger im vergangenen Jahr bei der Ankündigung der Zusammenarbeit.

Am Vormittag hingegen macht man sich ab Mai nun jedoch Konkurrenz mit der gleichen Programmfarbe. „Live nach neun“ soll offenbar von 9.05 Uhr bis 10.45 Uhr laufen, „Volle Kanne“ ist von 9.05 Uhr bis 10.30 Uhr auf Sendung. Verantwortet wird die neue Sendung vom Team des ARD-Morgenmagazins in Köln, doch produziert wird es - eine Frage der aktuellen Studiokapazitäten - im WDR Funkhaus Düsseldorf.

Über die Effizienz der räumlichen Trennung kann man streiten, über einen amüsanten Nebeneffekt schmunzeln: Damit wird „Live nach neun“ weniger als fünf Kilometer entfernt von „Volle Kanne“ produziert, das ebenfalls in Düsseldorf entsteht - nur ein Stückchen weiter den Rhein hinunter im ZDF-Landesstudio im Stadtteil Golzheim.

Moderiert wird „Live nach neun“ von zwei Moderatorenteams im Wechsel bestehend aus einer Gastgeberin und einem jüngerem männlichen Sidekick. Die Namen sind bislang noch nicht durchgedrungen. Auf Anfrage des Medienmagazins DWDL.de bestätigte der WDR am Samstag aber die Vorbereitungen für "Live nach neun". Details wollte eine Sprecherin nicht kommentieren.

Übrigens: Nicht nur das ZDF ist wenig begeistert von „Live nach neun“, auch beim SWR regt sich bereits Unmut gegen die Vorbereitung der neuen WDR-Sendung für das Gemeinschaftsprogramm. Der SWR verantwortet das „ARD Buffet“, das täglich um 12.15 Uhr aus Baden-Baden auf Sendung geht. Dort fürchtet bei einer weiteren Magazinsendung am Vormittag zu viele thematische Schnittmengen.

Die Sorgen der Kollegen vom SWR wie auch die des ZDF wird man beim WDR mit dem Verweis auf den hohen Anteil an Live-Schalten bei "Live nach neun" und einem damit ganz eigenständigen Charakter des neuen Magazins entkräften wollen. Weitere Details zum neuen Vormittagsprogramm wird Das Erste vermutlich schon am Montag kommunizieren.