Die Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe durch Dieter Wedel, die die "Zeit" Anfang des Jahres öffentlich machte, bezogen sich auf die SErie "Bretter, die die Welt bedeuten", die Anfang der 80er von Telefilm Saar für den Saarländischen Rundfunk produziert wurde. SR-Intendant Thomas Kleist versprach daher nach Veröffentlichung des Berichts "größtmögliche Transparenz" bei der Aufklärung und setzte eine Task Force ein, die das Verhalten der damaligen Verantwortlichen klären sollte. Nun wurde der vorläufige Abschlussbericht vorgelegt, für den man zum Einen alte Akten und Unterlagen gesichtet und ausgewertet hat, zum Anderen mit Beteiligten sprach. Die beiden mutmaßlichen Opfer waren um Mithilfe gebeten worden, beide erklärten sich zu Gesprächen mit dem SR bereit.

Aufklärung im Sinne einer Antwort auf die Frage, ob die berichteten Übergriffe auch tatsächlich stattgefunden haben, kann der SR allerdings nicht geben. Das sei aber auch nicht Aufgabe der Taskforce gewesen, vielmehr sei es darum gegangen, das Verhalten der damals Verantwortlichen bei Produktionsfirma und Sender aufzuklären. Justitiar Bernd Radeck, Leiter der Taskforce, fasste das Ergebnis nun so zusammen: "Insgesamt sind die damaligen Funktionsträger bei Telefilm Saar und SR an heutigen Maßstäben gemessen der besonderen Verantwortung, die nach der Erhebung der Vorwürfe angebracht gewesen wäre, nicht gerecht geworden."

Der SR räumt in seinem offiziellen Bericht ein, dass der Vorwurf der versuchten Vergewaltigung der Geschäftsleitung der Telefilm Saar - und damit mindestens auch dem SR-Fernsehdirektor, was ein- und dieselbe Person war - schon nach kurzer Zeit bekannt gewesen seien. "Wir wissen auch, dass in der Folge seitens der Verantwortlichen nicht konsequent gehandelt worden ist. Den Betroffenen wurde kein nachhaltiger Schutz gewährt. Und wir wissen, dass spätestens im Herbst 1981 auch der Intendant und die übrigen Mitglieder der damaligen SR-Geschäftsleitung von den Vorfeällen erfahren haben." Zur Rechenschaft gezogen könne nach so langer Zeit heute aus unterschiedlichen Gründen aber keiner der SR-Verantwortlichen mehr.

SR-Intendant Kleist: "Es war hart erfahren zu müssen, wie die damaligen Ereignisse als 'Privatsache' behandelt worden sind und wie wenig nachhaltig den Betroffenen geholfen und Beistand geleistet wurde. Auch wenn es schwer fällt sich vorzustellen, dass sich nach den gesellschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte und gerade auch der aktuellen #MeToo-Debatte Verantwortliche heute noch in dieser Weise verhalten könnten, müssen wir trotzdem davon ausgehen, dass Macht- und Funktionsmissbrauch in jedem Unternehmen von der Größenordnung des SR vorkommen können. Wir müssen deshalb einerseits alles daran setzen, dass Betroffene Hilfe bekommen und dies auch nachhaltig geschieht. Andererseits brauchen wir in den Unternehmen Angstfreiheit im täglichen Umgang miteinander, Respekt voreinander und ein Klima, das Betroffenen wie Verursachern widerspiegelt, dass Macht- und Funktionsmissbrauch nicht toleriert werden. Beim SR waren wir schon vor der #MeToo-Debatte durch unser Projekt `Wir im SR: Zusammen besser´ ein gutes Stück auf diesem Weg vorangekommen, haben aber auch – und das war ja Grund für die Einsetzung der Taskforce – unsere Lehren aus dem Fehlverhalten der damaligen SR- und Telefilm-Verantwortlichen gezogen und direkte Konsequenzen für das Unternehmen daraus entwickelt."

Diese Konsequenzen sehen so aus, dass vor allem das Bewusstsein geschärft werden soll. So werde der SR sexuelle Belästigung / Übergriffe im Canon der Compliance-Tatbestände stärker hervorheben und sein Compliance-Management diesbegzüglich neu ausrichten. Bei Schulungen für Führungskräfte werde das Thema künftig zudem eine bedeutendere Rolle spielen. Ansonsten spricht man von "vielfältigen Maßnahmen", die man ergreifen wolle, um sicherzustellen, dass Führungskräfte beim SR "partnerschaftlich" führen. "Der SR ist sich bewusst, dass Respekt und Vertrauen in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorgelebt werden müssen und es eines nachvollziehbaren Sanktionsverhaltens im Fall von Regelverstößen bedarf", heißt es im Bericht. Zudem verweist der SR auf die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle der Filmbranche für Betroffene sexueller Übergriffe, die von der ARD angestoßen wurde und an der sich die ARD auch beteilige.