Nach 3sat/ZDF, Sky, dem Bayerischen Fernsehen und ProSieben in den letzten Jahren, ist in diesem Jahr mal wieder RTL an der Reihe, die Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises zu produzieren und auszustrahlen. Bei der Moderation setzt RTL auf die klassische Lösung in Sachen Preisverleihung: Barbara Schöneberger wird durch den Abend führen. RTL wird die Verleihung, die am 18. Mai im Münchner Prinzregententheater stattfindet, nicht live zeigen, sondern zeitversetzt am Pfingstsonntag um 22:45 Uhr.

Vergeben wird der von der Bayerischen Staatsregierung verliehene Preis in insgesamt 13 Kategorien. Nominierungen gibt es im Vorfeld für den Schauspieler-Bereich. Hier fiel die Wahl der Jury bei den Damen auf Claudia Michelsen ("Götter in Weiß"), Paula Beer ("Bad Banks") und Julia Jentsch ("Das Verschwinden"). Bei den Männern können Herbert Knaup ("Toter Winkel"), Maximilian Brückner ("Hindafing") und Daniel Donskoy ("Sankt Maik") auf eine Auszeichnung hoffen. Die ausführlichen Begründungen dokumentieren wir am Ende dieses Artikels.

Über die Preisträger in dieser sowie den weiteren Kategorien Unterhaltungsprogramme, Informationssendungen sowie Kultur- und Bildungsangebote entscheidet eine Jury am Tag der Verleihung. Dieser Jury gehören Klaus Schaefer (Vorsitz), Andreas Bartl, Ulrich Berls, Daniel Curio, Prof. Dr. Georg Feil, Matthias Fack, Jan Rasmus, Prof. Bettina Reitz, Elke Walthelm und Yvonne Weber an. Insgesamt werden 13 Preise verliehen unter ihnen der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der Sonderpreis sowie der Nachwuchsförderpreis, gestiftet von der LfA Förderbank Bayern. Insgesamt werden Preisgelder in Höhe von 110.000 Euro vergeben.

Der Bayerische Medien-Staatsminister Georg Eisenreich erklärt: "Der in diesem Jahr zum dreißigsten Mal verliehene Bayerische Fernsehpreis ist mehr als eine begehrte Trophäe. Der Blaue Panther steht für Spitzenqualität im deutschen Fernsehen und für eine Medienpolitik, die hochwertiges Fernsehen als Kulturgut begreift und nachhaltig fördert. Die Jury steht in diesem Jahr vor einer besonders schweren Aufgabe. Zahlreiche Darsteller brillierten in packenden Produktionen, die Zuschauer in historische Welten ebenso entführten wie in glitzernde Bankentürme, an die Ränder der Gesellschaft, in das Gesundheitssystem oder in die Kommunalpolitik. Ich gratuliere allen Nominierten; sie alle verdienen höchste Anerkennung für ihre herausragende künstlerische Leistung."

Die Begründungen der Jury im Wortlaut:

Paula Beer für ihre Rolle in „Bad Banks“ (ZDF)
Die von Paula Beer gespielte Investmentbankerin Jana Liekam nimmt die Zuschauer mit in eine aus den Fugen geratene, teils mysteriöse Finanzwelt, und hält einem ständig den moralischen Spiegel vor: Wie würde ich mit so viel Macht und so viel Geld umgehen? Wie weit würde ich für meine Karriere gehen? Ohne viel Pathos, dafür mit unglaublicher Bildschirmpräsenz spielt Paula Beer eine getriebene und rastlose Jana Liekam, die uns darauf keine Antworten geben kann und vielleicht auch gar nicht will. Beers Spiel wandelt dabei zwischen Zurückhaltung und unglaublicher weiblicher Stärke. Jana Liekam wird durch ihre schauspielerische Leistung vom Unschuldslamm in Folge 1 zur Löwin im Staffelfinale, welche die Türme der Frankfurter Finanzwelt zum Beben und fast zum Einstürzen bringt. Dabei wird die von Paula Beer gespielte Figur - mit all ihren Facetten und brillanten schauspielerischen Zwischentönen bis zum Schluss ein Rätsel bleiben.

Claudia Michelsen für ihre Rolle in „Götter in Weiß“ (ARD)
Claudia Michelsen brilliert in dem spannenden und ungewöhnlichen Ärztefilm von Regisseur Elmar Fischer und seinen Autoren Andrea Frischholz und Jörg Tensing, der das bedrückende Problem unserer Krankenhaus-Malaise in die private Beziehung eines Paares zu überträgt. Beide sind Chirurgen an einer kleinen Provinzklinik, die unter großem wirtschaftlichen Druck leidet. Claudia Michelsen spielt den Zwiespalt der Ärztin zwischen Kommerz und Gesundheitsfürsorge auf der einen und ihrer Liebe zu ihrem Mann und der Sorge um ihre gemeinsame Zukunft auf der anderen Seite einfühlsam und konzentriert. Man kann ihr Dilemma in jeder Sekunde nachvollziehen und den Druck, der auf ihr lastet, fast physisch spüren. Dank ihres engagierten und nuancierten Spiels nimmt man ihr die unabwendbare Entscheidung, die sie treffen muss, ab. Claudia Michelsen beweist hier ihr großartiges Können.

Julia Jentsch für ihre Rolle in „Das Verschwinden“ (ARD)
In der Krimiserie „Das Verschwinden“, in der es zunächst scheinbar um drogenabhängige Jugendliche und die Drogenproblematik entlang der tschechischen Grenze geht, spielt Julia Jentsch die Mutter der verschwundenen Janine in mitreißender und packender Weise. Der Zuschauer wird durch sie in diese Welt der Verzweiflung, des Scheins und der Verwerfungen hineingezogen. Mit ihr durchlebt er Verzweiflung, Angst, Getrieben-Sein und Kampf um das Wissen, was mit der verschwundenen Tochter geschehen ist, die Hoffnung, sie möge noch am Leben sein und den unbeugsamen Willen, sich nicht aufhalten zu lassen. Julia Jentsch fesselt mit ihrem Spiel, das bis an die Schmerzgrenze geht, keinen Zuschauer kalt lassen kann und noch lange Zeit im Gedächtnis bleibt.

Maximilian Brückner für seine Rolle in „Hindafing“ (BR)
Alfons Zischl ist ein bayerischer Bürgermeister am ständigen Rande des Nervenzusammenbruchs. Dabei will er nur das Beste für sein Dorf – das titelgebende Hindafing – und für sich selbst. Aber er kann es niemanden Recht machen und erlebt eine alptraumhafte Odyssee durch die bayerische Provinz. Der von Maximilian Brückner verkörperte Alfons Zischl ist der liebenswerteste Antiheld des deutschen Fernsehens. Mit viel Liebe zur seiner Figur spielt er den Provinz-Bürgermeister auf einem Niveau, das seinesgleichen sucht. Maximilian Brückner nimmt seine Figur Zischl trotz ihrer Fehler ernst und urteilt im Spiel nie über sie. In jeder Folge der Serie sieht man seine Lust, mit Alfons Zischl die Abgründe Hindafings und der Welt zu erkunden und dabei mit diesem skurrilen Zeitgenossen im brillanten Spiel zu verschmelzen. Maximilian Brückner brilliert in dieser Rolle und gibt der abgehängten Provinz mit Zischl ein Gesicht voller Facetten, ohne dabei über die Makel zu urteilen.

Herbert Knaup für seine Rollen in „Toter Winkel“ und „Die  Puppenspieler“ (ARD)
Herbert Knaup hat in zwei sehr unterschiedlichen Filmen und gegensätzlichen Rollen wieder einmal sein großes Können als Schauspieler bewiesen. In der von Barbara Thielen durchgeführten und grandios ausgestatteten Zieglerfilm-Produktion "Die Puppenspieler“ lässt Knaup die historische Figur des Jakob Fugger lebendig werden. Ganz im Gegensatz dazu steht seine Rolle in "Toter Winkel" als verzweifelter Vater eines Sohnes, der ins rechtsradikale Milieu abgedriftet ist. Herbert Knaup spielt diesen Vater mit großer Genauigkeit in all seiner Verzagtheit und Angst und zeichnet ihn bis ins letzte Detail seiner Unsicherheit und Verzweiflung. Knaup gelingt es meisterhaft, die Figur des Vaters vielschichtig und differenziert auszuloten und geht dabei weit über das hinaus, was wir von ihm bisher gesehen haben. Er ist ein ganz Großer unter den deutschen Charakterdarstellern.

Daniel Donskoy für seine Rolle in „St. Maik“ (RTL)
Daniel Donskoy spielt den Trickbetrüger Maik Schäfer, der auf der Flucht vor der Polizei seine falsche Schaffner-Uniform gegen eine echte Soutane tauscht. Ungetauft und alles andere als unschuldig wird der Berliner Kleinkriminelle auf einmal zum Pfarrer der Apostelkirche Läuterberg und kämpft sich mit guten Absichten auf krummen Wegen durchs Leben. Daniel Donskoy überzeugt glaubwürdig im doppelten Spiel zwischen den Identitäten. Er verleiht sowohl dem Kleinkriminellen, als auch der darauf gesetzten Rolle des Pfarrers so viel Wahrhaftigkeit, dass in jeder noch so komödiantischen Szene die eigentliche Dramatik und Tiefe der Figur unaufdringlich, aber kontinuierlich mitschwingt. Diese verborgene Ernsthaftigkeit kombiniert Daniel Donskoy gekonnt mit einer spitzbübischen Unbedarftheit, und es macht großen Spaß, dem Schauspieler in seiner Rolle beim Scheitern und Wachsen zuzusehen.