Man tritt den Machern von Phoenix vermutlich nicht zu nahe, wenn man dem Sender ein etwas in die Jahre gekommenes Erscheinungsbild attestiert. In der Tat hat es den letzten umfassenden Relaunch des öffentlich-rechtlichen Ereignis- und Dokumentationskanals vor mehr als zehn Jahren gegeben. Jetzt steht dafür eine umso größere Veränderung bevor: Zum 4. Juni unterzieht sich Phoenix einem kompletten Relaunch, mit dem auch eine völlig neue Farbgebung einhergehen wird.

An die Stelle der Grau und Orange dominierten Optik rückt die Farbe Petrol - "ein in der deutschen Fernsehlandschaft einzigartiger Ton", wie der Sender wissen lässt. Ausgedient hat auch der Kasten, der bislang den Phoenix-Schriftzug einrahmte und einmal einen Fernseher darstellen sollte. Im Gegenzug wird ein Kreis mit türkisfarbener Korona zum zentralen Gestaltungselement erhoben: Dieser soll als eine Art Kameralinse verstanden werden und den beibehaltenen Slogan "Das ganze Bild" unterstreichen.

Eine weitere elementare Änderung: Das On-Air-Logo wandert von oben links nach unten links - hier können Sendungstitel wie "vor Ort" nun einfach drangehängt werden. Die Uhr, bislang Teil des Logos, befindet sich fortan unten rechts. Ziel sei es gewesen, den Bildschirm "aufgeräumter, transparenter und klarer strukturiert" erscheinen zu lassen. Zur Orientierung sollen außerdem zwei Ergänzungsfarben zum Einsatz kommen: Rot - etwa bei Eilmeldungen oder Live-Übertragungen - sowie Gelb, um weiterführende Programminformationen zu kennzeichnen.

Entwickelt wurde zudem ein neues Sounddesign. "Die Zeit der Fanfaren ist vorbei", sagte Helge Fuhst, der zusammen mit Michaela Kolster als Phoenix-Programmgeschäftsführer fungiert, bei der Präsentation des Relaunchs in der Sendezentrale in Bonn. Die neue Musik wurde vom Niederländer Tom Tukker komponiert, der sich mit minimalistischer Instrumentalmusik verbunden mit elektronischen Elementen einen Namen gemacht hat, und passt zum Vorhaben, das Programm temporeicher zu gestalten. Das gilt einerseits für die Programmtrailer, aber auch für den Einstieg in aktuelle Sendungen.

Im Zuge der Veränderungen haben sich die Verantwortlichen des Senders außerdem dazu entschieden, ihren Sendungen teilweise neue Namen zu geben. Der Sendername soll künftig stets vorangestellt werden, das Tagesgespräch "Bon(n)jour Berlin" bekommt sogar einen komplett neuen Titel und nennt sich in Zukunft "Phoenix nachgefragt", aus "Thema" wird "Phoenix plus". Auch der Name "Historische Ereignisse" hat ausgedient: Fortan nennt sich die Sendung "Phoenix History", die Doku-Schwerpunkte werden neuerdings unter der Marke "Phoenix dok" gebündelt.

Weitere Vor-Ort-Schiene, neue Homepage

Und auch das Programmschema wird ab Juni leicht überarbeitet daherkommen. Aktualität sei dabei das Hauptmotiv: So soll etwa um 10:00 Uhr eine zusätzliche Vor-Ort-Strecke eingebaut werden. Um mehr Struktur zu gewährleisten, sollen die Talkshows "Anne Will" (montags) und "Maybrit Illner" (freitags) stets zur gleichen Zeit um 16:00 Uhr gezeigt werden. Generell hat die Live-Berichterstattung auch weiterhin Vorrang - etwa aus dem Bundestag, dessen Debatten man in der jüngeren Vergangenheit bereits mehrfach bis zur Primetime oder sogar bis um 21:45 Uhr gezeigt hat.

Helge Fuhst und Michaela Kolster© Phoenix / Matthias Lüdecke
"Mit dem Erscheinungsbild wollen wir Phoenix noch klarer positionieren - als Informationssender für politische und gesellschaftliche Themen in Deutschland , Europa und der Welt", betonten die Programmgeschäftsführer Michaela Kolster und Helge Fuhst. Über zwei Jahre arbeitete deren Mannschaft auf den Relaunch hin, der auch optische Veränderungen im kleinen Berliner Studios des Senders sowie eine neu gestaltete Homepage beinhaltet, auf der man etwa der Parlamentsberichterstattung mehr Raum als bisher gewähren will. Gesprächssendungen wie "Unter den Linden" oder "Phoenix persönlich" sollen "online first" abrufbar sein.

Abseits des neuen Anstrichs haben sich die Programmgeschäftsführer vor allem Unabhängigkeit auf die Fahnen geschrieben, wie sie auch vor dem Hintergrund der Debatte um die Zukunft von ARD und ZDF betonen. "Unser Ziel ist es auch weiterhin, ARD und ZDF sinnvoll zu ergänzen und nicht nur den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, sondern auch Demokratie und Gesellschaft zu stärken", sagte Helge Fuhst in Bonn. Dabei gehe es um "genug Zeit für jedes Argument". Als Antwort auf den immer wieder geäußerten Fake-News-Vorwurf wolle man stets "die andere Seite zeigen", erklärte Michaela Kolster und versprach im Zuge dessen, auch die AfD als "eine Partei wie jede andere" behandeln zu wollen.