Bis in die Morgenstunden dauerte die sechste Verhandlungsrunde zwischen dem Zeitungsverlegerverband BDZV und den beiden Journalisten-Gewerkschaften DJV und DJU in Ver.di. Ein Stück bewegt haben sich beide Seiten - doch zu einer Einigung hat es nicht gereicht. Die Verleger hatten ihr Angebot dabei noch einmal etwas nachgebessert. Bei einer Laufzeit von 32 Monaten hatte es - wie von den Gewerkschaften gefordert - für Volontäre und Berufseinsteiger deutliche Gehaltserhöhungen vorgesehen.

Die Volontäre sollten zum 1.5.2018 eine überproportionale Gehaltssteigerung (um 4,71 Prozent) von 90 Euro und eine Einmalzahlung in Höhe von 70 Euro bekommen, zum 1.1.2020 wäre eine weitere Einmalzahlung über 70 Euro gefolgt. Für Berufseinsteiger sollte das Gehalt ab 1.5.2018 um 120 Euro wachsen (plus 3,69 Prozent in der Tarifgruppe 2b). Hinzu kämen 500 Euro Einmalzahlung und die Gehaltssteigerung am 1.1.2019. Knackpunkt war aber offenbar, dass man mit dem Angebot für den großen Rest der Redakteurinnen und Redakteure nicht zufrieden war. Rückwirkend zum 1.5.2018 sollten die Redakteurinnen und Redakteure eine Gehaltssteigerung um 1,7 Prozent erhalten; zusätzlich eine Einmalzahlung um 500 Euro. Zum 1.1.2019 sollte das Gehalt um weitere 2,2 Prozent steigen. Die DJU wiederum fordert inzwischen zwei Mal 2,8 Prozent Gehaltserhöhung bei nur 24 Monaten Laufzeit sowie eine Mindesterhöhung von 150 Euro für Berufseinsteiger.

"Beim vorliegenden Angebot sehen wir zwar Schritte auf uns zu. Echtes
Aufeinander-Zugehen hätte aber weiter gehen müssen. Der Vorschlag der
Verleger ist noch nicht zustimmungsfähig", erklärte DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring, der darauf hinweis, dass das Angebot "für das Gros der Redakteurinnen und Redakteure keinen realen Zuwachs" sichere. Beim DJU bedient man sich markigerer Worte: "Wir sind heute Nacht über alle Schmerzgrenzen gegangen, um einen tragfähigen Kompromiss zu erzielen. Diese Bemühungen sind an der absolut respektlosen Haltung der Verleger gescheitert", sagte deren Verhandlungsführer Matthias von Fintel. "Gerechnet auf eine so lange Zeit stellt das Verleger-Angebot noch nicht einmal deren eigene Absicht eines Inflationsausgleichs dar. Damit verweigern die BDZV-Verhandler der Redaktionsarbeit von Zeitungsjournalistinnen und –journalisten nach wie vor die finanzielle Anerkennung. Die Zeitungsstreiks der vergangenen Wochen und Monate machen hingegen deutlich, dass es ohne ein solches Signal keinen Abschluss geben wird. Eine Attraktivitätssteigerung der Zeitungsarbeit ist eine Zukunftsfrage für die Branche."

Beim BDZV zeigte man sich enttäuscht. "Die zentralen Forderungen der Gewerkschaften haben wir damit adressiert. Umso unverständlicher ist es, dass heute auf dieser Basis keine Einigung möglich war", resümierte der Verhandlungsführer Georg Wallraff. "Wir appellieren an DJV und dju, die Gespräche zügig fortzusetzen, um Interesse aller einen Tarifabschluss zu erreichen." Die Gewerkschaften wollen nun ihrerseits zunächst intern beraten, wie es weiter gehen soll, einen Termin für eine weitere Verhandlungsrunde gibt es dementsprechend noch nicht.