Die politischen Talkshows von ARD und ZDF durchlaufen gerade eine schwierige Zeit - nicht nur weil die Quoten derzeit sinken. Auch inhaltlich stehen die Sendungen in der Kritik. Der Deutsche Kulturrat forderte zuletzt ein Jahr Talkpause, weil die Formate auch dabei geholfen hätten, die AfD "bundestagsfähig" zu machen. ARD-Chefredakteur Rainald Becker hält wenig überraschend nichts von diesem Vorschlag. "Uns ein Jahr Talkpause zu verordnen, das wäre so, als würden wir dem Kulturrat sagen, er solle sich ein Jahr lang nicht um Kultur kümmern. Wir finden, dass unsere Talksendungen ein bereichernder Bestandteil unseres Programmes sind", sagt er in einem Interview mit der Tageszeitung "Welt".

Becker geht in dem Interview sogar noch deutlich weiter und sagt, er halte einen "Großteil der Kritik an unseren Talksendungen für Quatsch". Kritiker würden sich immer wieder einen Spaß daraus machen, die Sendungen vorzuführen, so der ARD-Chefredakteur. Auch den Kritikpunkt, in den Sendungen gehe es zu krawallig zu, kann Becker nicht verstehen. "Ich sehe zumindest keinen Krawall um des Krawalls willen. [...] Aber wenn Sie mal Krawall wollen, schauen Sie sich ähnliche Formate in den USA oder Großbritannien an. Unsere Sendungen wollen informieren und unterhalten. Denjenigen, die meckern, sage ich gerne: Der Fernseher hat auch einen Ausschaltknopf."

Die Gäste in den Talkshows der ARD seien häufiger Menschen, die sich gerne selbst darstellen, sagt der ARD-Chefredakteur. Sie würden auch gerne lautstark ihre Meinung vertreten und gelegentlich anderen Gästen ins Wort fallen. "Darum wird es, je nach Moderator, auch schon mal gefühlt krawallig. Aber darum geht es nicht. Sondern darum, ein Thema ausführlich zu diskutieren. Das klappt mal sehr gut, mal weniger gut." Aber natürlich suche sich die Redaktion immer die Gäste aus, die pointiert und mal überspitzt formulieren können, so Becker. "Das ist ja immer besser, als wenn jemand minutenlang herumschwurbelt."

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