Schon 2013 ist durch einen Whistleblower bekannt geworden, dass Axel Springer das Opfer einer kriminellen Bande geworden ist, die aus dem Verlag heraus operiert hat. Demnach wurden in Absprache mit Dienstleistern über Jahre hinweg Rechnungen für Leistungen erstellt, die es so nie gegeben hat. Der damalige Logistikchef Markus Günther wurde nach Auffliegen von Unregelmäßigkeiten fristlos entlassen. Wie das "Manager Magazin" nun berichtet, soll ein Teil des Geldes dann an Günther und dessen Frau weitergeleitet worden sein. Insgesamt betrug der Schaden rund zehn Millionen Euro.

Günther hat sich nun via "Manager Magazin" öffentlich zu Wort gemeldet und den Betrug eingeräumt. Gleichzeitig behauptet er, der langjährige Springer-Vorstand und spätere Aufsichtsrat Rudolf Knepper hätte ebenfalls von dem System profitiert. Knepper hatte sich schon 2013 öffentlich zu Wort gemeldet, ein Fehlverhalten eingeräumt und den entstandenen Schaden beglichen. Dabei ging es aber nicht um das betriebene Betrugsmodell, sondern um Dienstleistungen, die Knepper privat in Anspruch genommen und zunächst nicht bezahlt hatte. Der Schaden lag hier auch nur bei vergleichsweise geringen 4.000 Euro. Von Springer heißt es nun, die Aussagen von Günther seien "Schutzbehauptungen".

Tatsächlich könnte es für den ehemaligen Logistikchef des Medienkonzerns bald ernst werden. Nachdem die Behörden nur schleppend die Ermittlungen aufnahmen, sind diese nun offenbar schon seit weit gediehen. Bei Axel Springer geht man derzeit davon aus, dass es schon bald zu einer Anklage kommen könnte. Dann müssten sich die Täter von damals auch strafrechtlich verantworten. Laut "Manager Magazin" wird auch gegen Günthers Vorgänger Karsten Böhrs sowie gegen mehrere Dienstleister ermittelt. Inzwischen wurden zudem auch rund 15 zivilrechtliche Verfahren gegen verschiedene Personen angestrengt. Einige davon sind bereits abgeschlossen, andere sind aufgrund der laufenden strafrechtlichen Ermittlungen noch offen.

Den wirtschaftlichen Schaden hat Springer inzwischen zu einem großen Teil kompensieren können. Unternehmenssprecherin Edda Fels bestätigt gegenüber DWDL.de, dass diese Kompensation einerseits über Versicherungen gelaufen und andererseits auch auf die Zivilverfahren zurückzuführen sei. Bleibt die Frage, weshalb man bei Springer über Jahre hinweg das Betrugssystem und den Schaden in Höhe von zehn Millionen Euro nicht bemerkte. Hier teilt der Konzern mit, dass die Täter sehr geschickt vorgegangen seien. Die Beträge der Einzelrechnungen seien vergleichsweise niedrig und plausibel gewesen. So habe der Schaden nur rund ein Prozent des damaligen Gesamt-Umsatzes des Logistikbereichs ausgemacht, die Scheinrechnungen haben demnach nicht zu Ausreißern auf der Kostenseite geführt. Über die Jahre habe sich der hohe Betrag dann angesammelt. Springers interne Revision untersuchte den Fall nach dem Auffliegen und übergab die Ergebnisse dieser Untersuchung an die Behörden.