60 Mitglieder umfasst der ZDF-Fernsehrat, der sich beispielseise mit der Kontrolle des Programms beschäftigt und dem der Intendant Rede und Antwort stehen muss. Unter anderem darf dort jedes Bundesland einen Vertreter entsenden, ebenso der Bund, aber auch zahlreiche weitere Organisationen. Zwei dieser Organisationen wollten die von ihnen entsandten Vertreter nun zur Hälfte der Amtszeit vorzeitig abberufen und ersetzen - doch der ZDF-Fernsehrat hat diesem Ansinnen nun eine Abfuhr erteilt.

Hintergrund ist die Neufassung des ZDF-Staatsvertrags, der seit dem 1. Januar 2016 in Kraft ist und der eine Stärkung der Unabhängigkeit der Fernsehratsmitglieder vorsieht. Eine Abberufung, die es in der Vergangenheit durchaus gegeben hat, ist nun nur noch aus "wichtigem Grund" möglich. Solche wichtigen Gründe habe man bei den beiden Betroffenen, Claudia Bokel und Marlies Jensen, nicht erkennen können, erläuterte Marlehn Thieme, die in der gleichen Sitzung als Vorsitzende des Fernsehrates mit 45 von 52 abgegebenen Stimmen bestätigt wurde.

Claudia Bokel wurde vom Deutschen Olympischen Sportbund entsandt. Dass sie dort nun nicht mehr im Präsidium sitzt, sei kein wichtiger Grund, zumal sie inzwischen Präsidentin des Deutschen Fechter-Bundes ist. Bokel hatte zuletzt für Schlagzeilen gesorgt, weil sie sich über Mobbing im IOC beklagte. Marlies Jensen gehört dem Fernsehrat unterdessen als "Vertreterin aus dem Bereich 'Senioren, Familie, Frauen und Jugend' aus dem Land Brandenburg" an - die irrwitzige Kombination zeigt schon, dass sich dort mehrere Organisationen einigen mussten, wen sie als Vertreter schicken sollen, was nicht wirklich gelang. Also hatte man sich intern geeinigt, dass man die Vertreterin einfach nach der Hälfte der Zeit austauscht. Ein Verfahren, das so nicht vorgesehen ist und aus Sicht des ZDF-Fernsehrats keinen "wichtigen Grund" im Sinne des Staatsvertrags darstellt. Damit bleibt es also auch die kommenden beiden Jahre dabei, dass auch die Vertreterin der Jugend im ZDF-Fernsehrat vom Seniorenrat des Landes Brandenburg kommt.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass neben Marlehn Thieme auch der erste Stellvertretende Vorsitzende Wilhelm Schmidt sowie die weiteren Stellvertreter Cornelia Füllkrug-Weitzel und Achim Dercks bestätigt wurden. Sie bilden zusammen mit der Vorsitzenden das Präsidium.