Nachdem bereits am Mittwochvormittag einige Medien übereinstimmend vermeldet hatten, dass Klaus Brinkbäumer als "Spiegel"-Chefredakteur abgesetzt ist, hat der Verlag das nun auch bestätigt. Geschäftsführer Thomas Hass würdigte Brinkbäumer als "herausragenden Journalisten" und dankte ihm für sein Engagement, am Ende habe man aber "unterschiedliche Auffassungen" davon gehabt, wie die Print- und Online-Redaktionen zusammenzuführen seien. Daran scheiterte zuvor auch schon Brinkbäumers Vorgänger Wolfgang Büchner.

Der Verlag hat inzwischen auch bestätigt, dass es künftig mit Steffen Klusmann, Barbara Hans und Ullrich Fichtner drei Chefredakteure geben soll, wobei Klusmann Vorsitzender dieses Gremiums wird. 2019 werden die drei endgültig die Leitung übernehmen, Hans ist derzeit schon Chefin von "Spiegel Online", Fichtner arbeitet als Reporter beim Nachrichtenmagazin. Klusmann ist derzeit noch Chefredakteur beim "Manager Magazin".

"Ich freue mich sehr, dass drei ausgezeichnete Journalisten dieses Hauses die Verantwortung für die Zusammenführung der beiden großen Redaktionen des ‘Spiegel’ übernehmen. Ullrich Fichtner, Barbara Hans und Steffen Klusmann werden ein starkes Team sein. Sie werden die großen Chancen nutzen, die eine neue Zusammenarbeit von Print und Online bietet, und so maßgeblich dazu beitragen, den ‘Spiegel’ als Leitmarke für exzellenten, unabhängigen, investigativen Journalismus in Deutschland zu stärken", sagt Thomas Hass.

Bis das neue Chefredakteurs-Team übernimmt, werden die zurzeit amtierenden Chefredaktionen das Blattmachen beim gedruckten Magazin und das Sitemachen bei der Nachrichten-Website übernehmen. Was aus Klaus Brinkbäumer wird, ist nach wie vor unklar. Vom Verlag heißt es, dass man mit ihm Gespräche über "eine neue Aufgabe" führen werde. Der abgesägte Chefredakteur war lange für das Nachrichtenmagazin in New York tätig, möglich wäre eine Rückkehr an diese alte Wirkungsstätte. Ob Brinkbäumer darauf nach dem nun erfolgten Aus als Chefredakteur aber überhaupt Lust hat, scheint fraglich. "Diese Entscheidung kann ich nicht nachvollziehen", soll er über die nun getroffene Entscheidung der Geschäftsführung gesagt haben.

2019 wird es aber nicht nur in der Chefredaktion des "Spiegel" zu Änderungen kommen, ab Januar soll auch endlich der gemeinsame Redaktionsbetrieb von Print und Online starten. Bis dahin soll die designierte Chefredaktion die geplante Redaktionsstruktur ausarbeiten und den Mitarbeitern "in Ruhe und ausführlich" vorstellen. Ebenfalls neu: Die künftige Chefredaktion wird auch der Unternehmensleitung angehören, die ebenfalls neu aufgestellt wird. Neben Hass und den Chefredakteuren gehören in Zukunft auch Felix Blum (Organisationsentwicklung), Anja zum Hingst (Markenentwicklung und Kommunikation) und Stefan Ottlitz (Produktentwicklung) zur obersten Führungsmannschaft des Verlags.

"Was uns seit 72 Jahren stark macht, ist unsere Unabhängigkeit. Für deren Erhalt müssen sich Chefredaktion und Geschäftsführung gemeinsam engagieren. Wir sind sicher, dass die integrierte ‘Spiegel’-Redaktion eine wichtige, vielleicht die wichtigste Rahmenbedingung dafür ist. Die neue Zusammenarbeit wird uns helfen, den Erfolg von Spiegel+ weiter auszubauen, überzeugende neue Angebote zu entwickeln, neue Erlöse zu erwirtschaften und insgesamt unternehmerisch erfolgreich zu sein. So sichern wir die Zukunft des ‘Spiegel’, denn nur wenn wir wirtschaftlich unabhängig sind, können wir es auch journalistisch bleiben", so Geschäftsführer Hass.