Mit "Gekauft, gekocht, gewonnen" hatte kabel eins in den vergangenen Wochen kein Glück, auch die zweite Staffel blieb weit unter den Erwartungen zurück und kam im Schnitt auf nur rund 4,0 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe. Dennoch setzt der Sender weiterhin auf das Thema Kochen, mit "Koch die Box" ist nun ein neues Format gestartet, das endlich für gute Quoten am chronisch schwachen Vorabend sorgen soll. Wie die Zuschauer das Format annehmen werden, bleibt abzuwarten. Die Voraussetzungen für eine Quoten-Trendwende aber sind durchaus vorhanden.

Zwar erfindet kabel eins mit "Koch die Box" das Genre der Koch-Formate nicht neu, aber man fügt ihm eine frische Note hinzu. Dabei setzt man auf bewährte Mittel, ohne wie ein Abklatsch bestehender Sendungen zu wirken: Drei Paare treten in einem Wettstreit und kochen gegeneinander. Aus der Ferne kommentiert ein Profi-Koch die Geschehnisse mit mehr oder weniger spitzen Bemerkungen. Der Clou: Die Kandidaten erhalten zu Beginn eine Box mit allerlei Zutaten, die sie anschließend zubereiten müssen. Ein Profi-Koch, in der Auftaktfolge ist das Mario Kotaska, erklärt ihnen anschließend einmalig in einem Video, wie das geht. Die Kandidaten dürfen sich keine Notizen machen oder das Video ein zweites Mal sehen. Es ist sozusagen eine leichte Variante von "Kitchen Impossible", nur eben ohne Profi-Köche hinterm Herd. 

Und so ist gleich von Beginn an Spannung drin: Was waren noch einmal die ersten Schritte? Welche Zutaten gehörten zum Hauptgang und welche zur Vorspeise? Und was ist eigentlich Polenta? Außerdem gibt es in der Box auch jedes Mal ein spezielles Küchenutensil, das die Kandidaten benutzen müssen. In der ersten Folge ist das ein kleiner Bunsenbrenner. Auch hier sind die Fragezeichen zunächst groß. Bis die Teilnehmer endlich mit dem Kochen beginnen, vergeht in der ersten Folge etwas zu viel Zeit. Lange werden die Zutaten begutachtet, anschließend noch das Video vom Profi-Koch angesehen. Hier könnten kabel eins und die Produktionsfirma Tresor TV noch etwas mehr Tempo reinbringen.

Koch die Box© kabel eins
Zu Beginn zeigt der Profi-Koch den Kandidaten einmalig, wie er sich die Zubereitung der Gerichte vorstellt. 

Als die 90 Minuten Zubereitungszeit aber schließlich beginnen, wird es schnell unterhaltsam. Das liegt auch am Cast: In der Auftaktfolge treten ein recht erfahrenes, älteres Paar, ein junges und gut organisiertes Paar sowie ein mittelaltes Paar gegeneinander an. Besonders letztere sorgen schnell für einige Schmunzler, scheinen sie doch schon am Ende des Videos alles vergessen zu haben, was Kotaska ihnen eben zeigte. Im Verlauf der Folge ist es auch dieses Paar, bei dem es immer wieder zu kleinen Reibereien kommt. Mal aufgrund des Zeitdrucks, mal aufgrund einer falschen Zubereitung. "Willst du alles machen? Soll ich gehen?", keift der Mann irgendwann in Richtung seiner Frau.

Die Polenta, der heimliche Star

Zum heimlichen Star der Auftaktsendung mutiert aber keines der Paare oder der Profi-Koch, sondern ausgerechnet eines der Lebensmittel: die Polenta. Damit scheinen alle Kandidaten große Probleme zu haben. Das leicht überforderte Paar ist sich anfangs noch ganz sicher, dass es sich dabei um Paniermehl handeln muss. "Was war Polenta? Ist das die Nachspeise?", entfährt es irgendwann der Frau. Auch den anderen Kandidaten scheint die norditalienische Spezialität nicht sehr geläufig zu sein und wird teilweise auch als Paella oder Bruschetta bezeichnet. Das sind natürlich Steilvorlagen für Kotaska, der vor dem Greenscreen bei solchen Szenen gerne auch noch ein wenig bissiger sein könnte. An einer anderen Stelle lobt der Profi-Koch das junge Paar, das am Anfang erst einmal alle Zutaten nach Gängen sortierte. Einem anderen Paar, dass das gleiche tat, rief er aus der Ferne zu: "Fangt doch einfach mal an!". Das ist nicht sehr konsistent.

Das Konzept, den Kandidaten das Zubereitungsvideo nur ein einziges mal zu zeigen, ist durchaus charmant. So kommt es schon einmal vor, dass die Polenta nicht wie gefordert in den Kühlschrank kommt, sondern in den Ofen. Und auch beim Lachs und dem Kalbsfilet haben die Teilnehmer der ersten Sendung teilweise nur halb zugehört - oder eben schon wieder einige Schritte vergessen. Besonders lustig ist das für die Zuschauer, wenn sie in der einen Szene sehen, was die Kandidaten machen und danach noch einmal das Beispiel von Kotaska kommt, der etwas völlig anderes tut.

Am Ende probiert Kotaska alle Speisen, dafür kommen die Kandidaten mit ihren zubereiteten Tellern zusammen. Das allerdings wirkt für die Zuschauer etwas seltsam, weil alle kurz zuvor noch in ihren eigenen vier Wänden gekocht hatten. Dass die Gerichte nach einem Transport noch so schön aussehen und auch noch warm sein sollen? Eher unwahrscheinlich. Dennoch hat Tresor TV mit "Koch die Box" ein charmantes Koch-Format geschaffen, das sich ein wenig von den vielen Koch-Formaten im deutschen Fernsehen abhebt. Durch das nur einmalige Ansehen der Zubereitungsvideos gibt es immer wieder Potenzial für mögliche Konflikte und kreative Lösungen. So schnell dürfte es also nicht langweilig werden.

kabel eins zeigt "Koch die Box" ab sofort immer werktags um 18:55 Uhr.