Bis zum Start dieser Fußball-Saison lief im österreichischen Fernsehen stets ein Live-Spiel der dortigen Bundesliga im ORF. Bei der letzten Vergabe der TV-Rechte hat der ÖFB sich allerdings dazu entschlossen, so gut wie alle Live-Spiele Sky zu geben - lediglich vier Spiele laufen noch im Free-TV, und das beim sehr kleinen A1 TV. Sky vergab schließlich Sublizenzen an diverse Unternehmen für Highlight-Formate, unter anderem auch an den ORF. Die veränderte Rechtesituation sorgt aber weiterhin für Unmut beim ORF. Bei den Österreichischen Medientagen hat nun ORF-Plattformchef Franz Manola erklärt, die Reichweite, würde man nur auf die Übertragungen auf Sky blicken, sei auf ein Zehntel zusammengeschrumpft.

Das wiederum hörte Holger Enßlin, Geschäftsführer Legal, Regulatory & Distribution von Sky Deutschland und Geschäftsführer Sky Österreich, ungern. Er argumentierte, durch die Live-Spiele bei Sky und die diversen Highlight-Formate würden heute sogar mehr Menschen mit der Bundesliga in Kontakt kommen. Manola daraufhin: "Der Zuwachs, der durch Sky gekommen ist, hält sich in Grenzen." Als der ORF-Manager schließlich auch noch die Übertragungsqualität der Fußballspiele bei Sky ("Semi-HD") und fehlende Übersichtlichkeit kritisierte, platzte Enßlin der Kragen. "Wir leben ja im Zeitalter von Fake News", sagte er und meinte damit die Aussagen von Manola. Schließlich verwies er noch auf die UHD-Übertragungen während der WM, von denen sich zuletzt aber selbst Sky-Chef Carsten Schmidt enttäuscht zeigte (DWDL.de berichtete). Außerdem kritisierte Enßlin "rückwärtsgewandte Presse", die zuletzt verstärkt über die, im Vergleich zum ORF niedrigeren, Zuschauerzahlen bei Sky berichtet hatten.

Enßlin kritisierte in der Debatte um gestiegene oder gesunkene Zuschauerzahlen dann auch noch einmal die Messmethoden der österreichischen AGTT, das Äquivalent zur deutschen AGF. "Die Messung misst die 80er Jahre", sagte er. Weder die Zuschauer in Bars und Kneipen noch Online-Nutzer würden in den Zahlen veröffentlicht. Die linearen Reichweiten sind dagegen tatsächlich eingebrochen: A1 TV kam zuletzt nur auf einige wenige tausend Zuschauer. Bei Sky waren es im linearen TV einige Zehntausend pro Bundesliga-Spiel. Das ist kein Vergleich mit den oft mehr als 300.000 Zuschauern, die der ORF in den vergangenen Jahren erreichte.

Gleichzeitig wurde Enßlin in Wien auch über den zukünftigen Sky-Hauptgesellschafter Comcast ausgefragt. Man habe sich gerade in London für ein erstes Kennenlernen getroffen, so Enßlin, dem dann kurze Zeit später auch noch eine bemerkenswerte Aussage entlockt wurde. Er nehme an, dass Sky in Zukunft "das Europa-Geschäft von Comcast sein wird". Das dürfte wohl vor allem Katharina Behrends, Geschäftsführerin von NBC Universal Global Networks Deutschland, interessieren.

Gemeinsam mit Holger Enßlin und ORF-Mann Franz Manola saßen auf dem Panel "Bewegte Bilder in bewegten Zeiten und in allen Channels" unter anderem auch DAZN-Chef Thomas de Buhr und Amazon-Deutschland-Geschäftsführer Christoph Schneider. Beide wollten wie üblich keine Nutzerzahlen nennen, erhielten dafür auf der Bühne aber auch viel Verständnis. Schneider kündigte außerdem an, sich künftig auch Live-Rechte ansehen zu wollen. "Das ist durchaus möglich", sagte er in Bezug auf den deutschen Markt. In Großbritannien sei man da schon viel weiter und habe Tennis und Fußball live gezeigt. In Deutschland überträgt man Donnerstagnacht ein NFL-Spiel.