Schon kurz nach der Übernahme von TimeWarner durch AT&T, stattete John Stankey, der bei AT&T nun das unter WarnerMedia gebündelte Mediengeschäft verantwortet, dem neu erworbenen Pay-TV-Anbieter HBO einen Besuch ab - und hatte nicht nur Lob im Gepäck. HBO müsse sich ändern, künftig deutlich mehr Zuschauer ansprechen, mehr Programm bieten, sodass die Zuschauer nicht nur ein paar Stunden pro Woche, sondern mehrere Stunden am Tag die HBO-Inhalte konsumieren. Das ist eine interessanter Schwenk, schließlich konzentrierte man sich bei HBO bislang lieber auf weniger, dafür im besten Falle herausragende Produktionen. Und es ist ein Schwenk, der sich nicht so einfach und vor allem nicht so schnell umsetzen lässt.

Doch zu WarnerMedia gehört ja nicht nur HBO, sondern auch Turner mit seinen Sendern wie TNT oder TBS sowie das Produktionsstudio WarnerBros. - um Zuschauern eine größere Auswahl an Inhalten zu bieten, plant man daher nun, Inhalte all dieser Quellen in einem neuen Angebot zu bündeln. Dabei geht man den gleichen Weg, den Disney auch bereits eingeschlagen hat und wird sich mit einem neuen Streaming-Dienst direkt an die Endkunden wenden und damit in Konkurrenz zu Netflix, Amazon Prime Video und Hulu treten.

John Stankey kündigte den Start des neuen Streaming-Dienstes für das vierte Quartal 2019 an. Kern und zugkräftigster Teil des neuen Streaming-Dienstes sollen die Inhalte von HBO sein. HBO betreibt mit HBO Now auch selbst bereits ein Streaming-Angebot, das ohne Abschluss eines klassischen HBO-Abos buchbar ist, WarnerMedia hat also bereits Erfahrungen mit diesem Modell. Angefüttert wird das mit Inhalten aus den großen Librarys von Turner und WarnerBros - und die reicht von "Harry Potter" bis zu "The Big Bang Theory".

So verlockend der direkte Draht zu den Endkonsumenten auch ist, so sehr muss WarnerMedia allerdings auch aufpassen, die bislang wichtigsten Distributionspartner wie die Kabelkonzerne nicht vor den Kopf zu stoßen. Einnahmen von dort bilden den Grundstock - Stankey betont daher auch, dass es nicht darum gehe, das bisherige Geschäftsmodell abzulösen, sondern nur zu ergänzen. Dazu kommt noch die Problematik, dass bei den meisten bekannten Marken aus den eigenen Librarys bereits Verträge mit anderen Streaming-Anbietern laufen. Auch deshalb lässt man sich ähnlich wie bei Disney mit dem Start des neuen Angebots noch Zeit - bis dahin sind noch viel mehr Fragen zu klären wie die ebenfalls noch offenen nach dem Namen, dem Preis und der internationalen Verfügbarkeit des neuen Angebots.